Garnelen-Tag am Bodensee

Garnelen-Tag am Bodensee

Züchter und AKWB bringen den Messebesuchern die Hochzucht nahe

Text & Fotos: OLIVER MENGEDOHT


Über 16.600 Flossenfans kamen Anfang März in Friedrichshafen am Bodensee auf der 30. Ausgabe der Aqua-Fisch zusammen, um mit Gleichgesinnten zu fachsimpeln oder zu shoppen. Die Messe war mit 124 Ausstellern aus elf Nationen erneut Dreh- und Angelpunkt im Dreiländereck. „In der Aquaristik haben wir uns über volle Zuschauerränge beim Live-Aquascaping mit Tobias Gawrisch gefreut“, verkündete Projektleiter Felix Klarmann. In über 68 Vorträgen, Workshops und Demonstrationen gaben Profis in zwei Vortragsforen und an verschiedenen Demo-Becken ihr Wissen weiter.

Krebszüchter Markus Güsgen zeigte mit helläugigen Krebsen eine seltene Krebszucht.
Jürgen Jäger von Multicolor Ailingen freute sich über den großen Zuspruch für die Börse.

Einer von 29 Ständen im Bereich Aquaristik war der Dähne Verlag mit seinem Gemeinschaftsstand zusammen mit dem Arbeitskreis Wirbellose in Binnengewässern (AKWB). Zusammen mit der Messe Friedrichshafen und dem AKWB hatte der Verlag nicht nur das Vortragsprogramm organisiert, sondern auch den „caridina-Garnelen-Tag“.

AKWB-Vorsitzender Steffen Kuhn (r.) mit seinem Team und VDA-Präsident Jens Crueger (3.v.r.).


Völlig ausgebucht

Vertriebsleiter Thomas von der Heyde vom Dähne Verlag, zugleich Geschäftsführer beim AKWB, hatte gemeinsam mit Ulli Bauer dafür gesorgt, dass die Messebesucher prächtige Hochzuchtgarnelen von 17 verschiedenen Züchtern aus Deutschland und Österreich in 20 Becken zu sehen bekamen: von Kuzey Terzi, Markus Kammerhofer, Sarah Dippel, Michael Six, George Morzinek, Stev Kolditz, Werner Bätz, Somer Batzer, Markus Schultz, Christian Splettstößer, Thomas Baumeister, Michael Häsler, Sarah Lang, Philipp Tobias Baumann, Bernhard Kawell sowie Carlos und Matthias.

Die vielen Vorträge – hier Garnelenexperte und caridina-Fachbeirat Werner Klotz – kamen gut an.
Besonders feinperlige Gasblasen zeigte Christian Homrighausen bei Fluval.

AKWB-Vorsitzender Steffen Kuhn und sein Team mit fünf Mann in den typischen blauen Shirts und der emsigen Ulli Bauer kümmerten sich um die 20 Becken mit den begehrten Garnelen und standen drei Tage lang für viele neugierige Fragen der Besucher parat. „Gut, dass wir mal wieder eine Ausstellung hatten“, resümierte Steffen. „Dieses Jahr sind die Leute vielleicht eher zum Gucken gekommen und letztes Jahr mag die Kaufkraft etwas höher gelegen haben.“ Andererseits habe es in der Messehalle aber weniger leere Ecken gegeben. Völlig ausgebucht waren hingegen die Aquarien-Workshops für Kids mit caridina-Autorin Monika Rademacher. Mit knapp 30 Kindern – und vielfach deren Eltern – kreierte sie Mini-Lebenswelten etwa für Schnecken, Triops und ähnliche Kleintiere. Gesponsert wurden die beiden Veranstaltungen von Exo Terra/Hagen, dem Dähne Verlag, Aquaristikwelt24 und Tima.

Völlig ausgebucht waren die Aquarien-Workshops für Kinder mit caridina-Autorin Monika Rademacher.

Matthias Eßlinger vom Tima-Garnelenshop, unterstützt durch Züchterfreund Carlos Ferreira, war von der Resonanz auf seine Schreibtischaquarien mit Hawaiigarnelen überrascht: „Die Halocaridina rubra sind gut gegangen und stark auf dem Vormarsch.“ Es seien allesamt deutsche Nachzuchten, versicherte der Garnelenzüchter aus Freiberg am Neckar, der im Hauptberuf Betriebsleiter ist. „Hier kann ich Menschen sehen und aus dem normalen Alltag in eine andere Welt rein“, freute er sich über die Abwechslung des Messegeschehens.


Vereine und Krebse

Schon viele Jahre dabei ist der Club Vorarlberger Aquarienfreunde, wie Vorsitzender Heinz Wilhelmstätter erklärte. Neun Helfer berieten am Gemeinschaftsstand mit dem ÖVVÖ (Österreichischer Verband für Vivaristik und Ökologie) Interessierte über Verein und Verband und erklärten die Schauaquarien mit Salmlern und Erdfressern.

Ein anderer Club ist der Aquarienverein Multicolor Ailingen mit seinen 180 Mitgliedern, der sich seit Jahren um die beliebte Börse auf der Aqua-Fisch kümmert. „Fast 40 Männer und Frauen haben mitgeholfen“, berichtete ein gut gelaunter Jürgen Jäger, Vorsitzender. Gleichwohl hapere es auch bei Multicolor etwas am Nachwuchs. Aber die Börse mit 30 Anbietern ist ein echter Magnet: „Einigen mussten wir absagen, die Teilnehmer kommen auch aus Frankreich und die weiteste Anreise hatte ein Züchter aus Grevenbroich.“

Autoren am Dähne-Stand: Christian Splettstößer (Garnele-Online) und Ulli Bauer.

Ebenjener war der bekannte Krebsspezialist Markus Güsgen, der mit etwas ganz Seltenem aufwartete: einem Procambarus versutus „Blanka Okulo“ mit hellen Augen. Erst war es nur ein einzelner, dann habe ich damit weitergezüchtet“, erzählte Markus glücklich. Die Tiere reagierten auf alle äußeren Reize und seien daher wohl auch nicht blind, so der Grevenbroicher.


So gut wie lange nicht

Messen als Ort für Begegnung und Austausch bleiben weiter wichtig. „Messen beleben die Branche, daher sind wir auch bei der kommenden Ausgabe wieder dabei“, befand Kevin Wagner, Sales Manager von Arka Biotechnologie. „So gut lief es schon lange nicht mehr“, ergänzte Roland Müller von Müller Aquarienschränke. Große Produkte wie Außenfilter seien am besten gelaufen und alle schon weg.

Richtig viel los war auch bei den Aquascape-Workshops von Tobias Gawrisch. (Foto: Messe Friedrichshafen GmbH/Silke Magino)

Die Lage im internationalen Dreiländereck ist für Branche sowie Community ein Pluspunkt. „Wir hatten vor allem ein extrem kaufkräftiges Publikum aus Österreich und der Schweiz“, berichtete Mark Donno, Inhaber von Aquaristikwelt24. Sein Unternehmen war erstmals auf der Fischmesse vertreten. Besonders gefragt waren dort die Deko-Hölzer in allen Varianten. „Ich bin absolut positiv überrascht. Unsere Nische mit der Riesenauswahl hat wohl gefehlt.“ So gab es auf 14 laufenden Metern ein Dutzend Arten Wurzeln, acht verschiedene Sorten Stein und über 50 verschiedene Pflanzen. „Beim nächsten Mal sind wir wieder dabei.“

Ein prächtiger Cherax destructor des Grevenbroicher Züchters Markus Güsgen.

Ein ähnliches Fazit zog Vertriebsleiter Eduard Gerzen von Eheim: „Die Produkte rund ums Aquarium werden zunehmend digitaler und komplexer zu bedienen, sodass die persönliche Beratung immer wichtiger wird.“ Die Messe habe bei dem hohen Besucherandrang Gelegenheit gegeben, vielen Leuten die Funktionen der neuen Produkte zu vermitteln Christian Homrighausen zeigte bei Fluval neue Bio-CO2-Anlagen als Niedrigdrucksysteme. „Da haben wir alte und neue Technik miteinander verbunden und wirklich viel Gehirnschmalz hineingesteckt.“ Das System mit dem dicken Edelstahl halte ewig, laufe zuverlässig mit schön feinen Gasperlen und sei zudem nachhaltig.

Signierstunde mit Jens Crueger und seiner neuen Paludarien-Fibel am Dähne-Stand.
Monika Rademacher und Thomas von der Heyde am Dähne-Stand, kurz bevor der Trubel richtig losgeht.

Die nächste Ausgabe der Aqua-Fisch findet von Freitag, 7. März, bis Sonntag, 9. März 2025 statt . Weitere Infos: www.aqua-fisch.de & www.facebook.com/aquafischfriedrichshafen.