ein Erfahrungsbericht zur Outdoor-Haltung von Guppys
Text & Fotos: LUCA WISIAN
Für viele ist er einzigartig, für andere gar lästig: der Millionenfisch Poecilia reticulata. Manche sehen den Guppy sogar als Plage, so findet man ihn mitunter ausgesetzt in Zoologischen Gärten etwa, in deren Tropenhäusern oder bei den Seekühen im Berliner Tierpark. Andere wieder machen aus dem kleinen Fisch etwas ganz Großes. Eine Reihe an Zuchtformen und Mutationen ist im Handel erhältlich, bei meinem Erfahrungsbericht beziehe ich mich allerdings lediglich auf einen Mix.
Draußen erleben die Fische die Tageszeiten ganz natürlich.
Der Name „Guppy“ geht auf den britischen Naturwissenschaftler Robert John Lechmere Guppy (1836-1916) zurück, welcher dem Britischen Museum 1866 mehrere Exemplare dieser Spezies sandte. Er hatte diese Exemplare in Trinidad gesammelt. Später wurde klar, dass diese Spezies viel weiter verbreitet ist, etwa in Nord-Brasilien, Venezuela und den Guayana-Staaten in Südamerika.
Millionenfisch Guppy, schon im Aquarium farbenprächtig.
Auch tropische Fische vertragen mitunter eine deutlich niedrigere Temperatur als gedacht. Trotzdem sollte es natürlich nicht das Ziel sein, die Tiere allzu kalten Temperaturen auszusetzen. In ihrem natürlichen Lebensraum liegt die Wassertemperatur das ganze Jahr über relativ stabil bei typischerweise 23 bis 28 °C.
So gibt es in Deutschland bereits freilebende Guppypopulationen, wenn auch nur in so genannten Warmwasserbächen an Kraftwerken. Dort finden sich manch ausgesetzte Zierfische, denn sie vertragen die Temperaturen dort ganz gut.
Wunderbare Farbenpracht
Der Guppy ist manchmal verrufen als „Anfängerfisch“. Kein Fisch sollte so betitelt
werden. Ja, er ist sicherlich pflegeleicht, und ja, er stellt auch keine besonderen Ansprüche an das Wasser oder Futter. Allerdings verleiht diese Bezeichnung diesem besonderen, einzigartigen Fisch doch einen schlechten Charakter. Viele haben mit diesem Fisch in der Aquaristik angefangen und ihre ersten aquaristischen Erfahrungen mit ihm gesammelt.
Zwei Männchen an der Wasseroberfläche. Hier wird die schöne Färbung erst richtig deutlich.
Die Seerose bietet Schutz und Schatten.
Das ist auch kein Wunder, denn schließlich präsentiert er sich in einer wunderbaren Farbenpracht und vermehrt sich zudem recht zügig. Um allerdings eine noch schönere, kräftigere Farbe zu erreichen, setzt man die Guppys im Sommer einfach mal in den Miniteich. Und genau das habe ich im Sommer 2022 einmal ausprobiert.
Mein Vorhaben lief einwandfrei und ich sah schon bald kleine Jungfische in der Schilfzone. Ich startete mit einem adulten Pärchen und ein paar Jungfischen von 23 cm Größe im April. Bei den Beifischen handelte es sich um drei kleine Goldfische, welche ich im Miniteich separierte und auf eine gewisse Größe heranzog, um diese dann in einen größeren Gartenteich übersiedeln zu können.
Auch für den Garten kann so ein Miniteich eine Zierde sein.
Aber trotz dieser Fressfeinde haben es einige Jungtiere überlebt. So belief sich die Anzahl der abgefischten Tiere auf etwa 20 bis 25 Adulte und Jungfische, als ich im Oktober bei etwa 15 °C nachts abfischte.
Um Ausfälle zu vermeiden und für Schutz zu sorgen, empfehlen sich Schwimmpflanzen, aber auch schnellwachsende Pflanzen wie Wasserpest. Ebendiese sorgen für ausreichend Schutz für die Jungtiere vor Fressfeinden, ebenso wie Schilfzonen und Seerosen. Flache Schilfzonen erwärmen sich an kälteren Tagen schneller und bieten Schutz wie auch einen Sonnenplatz. Die
Seerose bietet von oben nicht nur Sicherheit, sondern schafft auch Schattenzonen, sodass die Tiere keiner durchgängigen Sonne ausgesetzt sind.
Die Tiere können jederzeit frei wählen, ob sie sich in der Sonne oder im Schatten aufhalten wollen.
Gesunder Eindruck
Auch in der Saison 2023 durften wieder Tiere hinaus in den Kübel. Allerdings fing der Frühling erst recht spät an, so konnte ich erst Ende April bis Anfang Mai in die Saison starten. Wieder kamen wunderschöne Farben zum Vorschein. Beendet habe ich die Saison erst Anfang bis Mitte November, also recht spät. Dies war auch an der Zahl der Individuen beim Abfischen feststellbar: Jungtiere gab es ganz wenige, dafür aber große robuste Alttiere, die wie immer einen sehr gesunden Eindruck machten.
Sumpfvergissmeinnicht mit seiner wunderschönen Blüte.
Die Wasserminze.
Es stellt sich allerdings die Frage, welche Vorteile die Outdoor-Haltung der Tiere bringt. Gerade bei farbenprächtigen Fischen wie dem Guppy stellt man schnell die deutlich bessere beziehungsweise stärkere Ausprägung der Farbe fest. Außerdem machen die Tiere einen viel robusteren und gesünderen Eindruck als Tiere aus Aquarienhaltung.
Auch für uns Halter bringt es einige Vorteile mit sich, schließlich spart man Strom und Futter. Die Tiere haben draußen einen strikten und gut geregelten Tag-Nacht-Rhythmus. Die Sonne oder gar Sonnenuntergänge, wie sie im Aquarium simuliert werden, finden hier unter freiem Himmel statt . Und auch beim Futter wird den Tieren hier eine breite Nahrungspalette geboten: vom Lebendfutter wie Wasserflöhen oder Mückenlarven bis hin zu Algen.
Muschelblumen spenden den Fischen ebenfalls Schatten.
Auch die Iris oder Schwertlilie ist gut für den Miniteich geeignet.
Oft sieht man die Tiere auf Futterjagd. Allerdings sollte trotzdem regelmäßig ein Blick auf die Tiere geworfen werden. Sollten sie einen mageren oder eingefallenen Eindruck machen, muss auf jeden Fall zugefüttert werden. Ob in Form von Lebend- oder Flockenfutter spielt keine allzu große Rolle, auch wenn ich meistens zu Ersterem rate, da dieses viel nährstoffreicher ist. Gerade im Sommer besteht ja die Möglichkeit, Kübel, Regentonnen und Ähnliches aufzustellen, um darin Lebendfutter zu züchten. Hier muss quasi nur geerntet werden.
Zwischen den Wasserpflanzen und Schnecken können sich Jungfische verstecken.
Alles in allem halte ich die Outdoor-Haltung für extrem sinnvoll, unabhängig von der Fischart. Speziell beim Guppy empfehle ich den Saisonstart ab 15 °C (nach Anpassung aus Warmhaltung) bis etwa zur gleichen Temperatur des nachts im Herbst, schließlich ist er als relativ robust anzusehen. Pflanzen, die sich bewährt haben, sind unter anderem Seerose, Wasserminze und Schwertlilie (Iris), aber auch sämtliche Zwergschilfarten.
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