Das Schulvivarium des Mariengymnasiums in Warendorf hat eine lange Tradition – Zierfischfreunde Warendorf helfen
Text & Fotos: MAIKE WILSTERMANN-HILDEBRAND
Lebende Tiere in der Schule wecken Interesse an der Natur. Sie machen den Biologieunterricht lebendig und ermöglichen es den Kindern, eigene Erfahrungen zu sammeln. Am Mariengymnasium in Warendorf werden bereits seit vielen Jahren Tiere gepflegt. Seit Frühjahr 2022 unterstütze ich im Namen unseres Aquarien- und Terrarienvereins Zierfischfreunde Warendorf dieses Schulvivarium und biete eine Arbeitsgemeinschaft für Schülerinnen und Schüler an. Dadurch haben wir die Möglichkeit, aktiv Jugendarbeit im Bereich der Vivaristik zu leisten.
Die Autorin am Tag der offenen Tür 2023 vor dem Schulvivarium.
Warum überhaupt ein Schulvivarium? Viele Kinder haben keinen direkten Kontakt zu Tieren. Ihr Bild von ihnen wird durch die Medien geprägt. Bereits von klein auf sehen sie tierähnliche Charaktere in Kinderserien und Filmen. Darin werden Tiere vermenschlicht und dienen als Stereotypen für Helden und Schurken oder verstärken deren positives oder negatives Ansehen. Den Tierarten werden Charaktereigenschaften zugesprochen, die vielfach auf Vorurteilen und Aberglauben beruhen und diese nähren.
Durch das Regal am Fenster ist die Ausstellungsfläche optimal ausgenutzt.
Zusätzlich kursieren in den sozialen Medien viele Videos, in denen Tiere in ungeeigneten Vivarien zu sehen sind oder sie werden von verantwortungslosen Haltern wegen ihres Gruselfaktors oder zur Belustigung für Klicks und Likes vorgeführt. Es entsteht dabei nicht nur ein falscher Eindruck von den Tieren. Diese Darstellungen prägen auch das öffentliche Bild von uns Tierhaltern. Es ist wichtig, Kindern und Jugendlichen eine tiergerechte Haltung zu zeigen und einen verantwortungsvollen Umgang mit allen Lebewesen vorzuleben. Ein Schulvivarium bietet dazu die Gelegenheit.
Kröten: Mallorca-Geburtshelferkröten als „Tier des Monats“ mit Infomaterial.
Die Mallorca-Geburtshelferkröten sind aus dem Arterhaltungsprogramm von Citizen Conservation.
AG bietet Kontaktmöglichkeiten
Kinder sind neugierig und interessiert und haben den Wunsch, mit Tieren Kontakt aufzunehmen. Beim Spielen im Freien sammeln sie Würmer, Schnecken und Käfer und tragen sie zum Leidwesen ihrer Eltern und der Tiere in der Hosentasche nach Hause. Es ist wichtig, dass Kinder unter sachkundiger Anleitung den Umgang mit Lebewesen lernen.
Ein Tier zu besitzen ist kein Mittel, um das Geltungsbedürfnis des Menschen zu stillen. Wir dürfen nur Tiere halten, wenn wir deren Lebensansprüche erfüllen können. Das eigene Interesse und der Forscherdrang spielen bei der Entscheidung für die Anschaffung eines Tieres meist eine untergeordnete Rolle.
Kinder und Jugendliche sind einer Flut von Informationen ausgesetzt, aus der nur Superlative und spektakuläre Bilder hervorstechen. Umso wichtiger ist es, dass sie in der realen Welt in Echtzeit eigene Erfahrungen und Sinneseindrücke sammeln, mit denen sie Gesehenes und Gehörtes verknüpfen und in Beziehung setzen können. Durch den Umgang mit den Tieren in der Vivarium-AG bauen sie Berührungsängste und Ekel ab und gewinnen eine realistische Vorstellung von den Tieren.
Die Moschusschildkröten sind nur zeitweilig zu Besuch.
Wie alles begann
Die Pflege von Aquarien- und Terrarientieren hat am Mariengymnasium in Warendorf eine lange Tradition. Im Flur des Biologietrakts sind zwei Aquarien und durch Fenster Vivarien zu sehen, die in der für Schüler unzugänglichen Biologiesammlung stehen. Zum festen Tierbestand des Schulzoos gehören Indische Stabschrecken und seit etwa 15 Jahren die zwei Leopardgeckos „Sarah“ und „Leo“. Die Pflege der Tiere und die Leitung einer Aquarien- und Terrarien-AG war immer Aufgabe eines Biologielehrers. Im Herbst 2021 wand sich der damalige Leiter der AG an die Zierfischfreunde Warendorf, weil er am Ende des Schuljahres in den Ruhestand gehen würde, es aber innerhalb der Schule keinen Nachfolger gab. Und so habe ich im Frühjahr 2022 die AG, das Schulvivarium und den Garten im Innenhof übernommen.
Im Flur des Biologietraktes sind zwei Aquarien in die Wand integriert. Sie befinden sich gegenüber einer 20 Meter langen Fensterfront. Sommerliche Hitze wirkt sich auf die Aquarien zum Glück nicht aus. Im Winter müssen die Heizstäbe dafür das Wasser 6 bis 7 °C über der Raumtemperatur halten.
Die Terrarien und weitere Aquarien befinden sich in der Biologiesammlung. Zwei 130 cm breite Fenster bieten einen Einblick. Dabei schaut der Betrachter durch die Rückseite in die Terrarien. Als Sichtblende dienen bemalte oder mit Fotorückwänden beklebte MDF-Platten, die von außen vor die Schiebescheiben gehängt werden.
Die Achtschnecken fühlen sich im Waldterrarium sichtlich wohl.
Der Raum verfügt weder über eine Heizung noch über eine Klimaanlage. Das Lüften ist nur durch die Fenster der angrenzenden Bioräume möglich. Im Sommer steigt die Temperatur auf etwa 25 °C und im Winter sinkt sie auf 18 °C ab. Unter diesen Bedingungen vermehren sich die Indischen Stabschrecken ohne Heizung und Beleuchtung bereits seit vielen Jahren reichlich. Den Leopardgeckos machen weder die jahreszeitlichen Schwankungen noch die Nachtabsenkung nach Abschalten der Lampen etwas aus. Bei der Auswahl der Tiere für das Schulvivarium spielt dieses spezielle, subtropische Raumklima eine zentrale Rolle.
Bei der Dschungelnymphe ist Tarnung nicht alles. Die Tiere sind sehr wehrhaft.
Neustart und Flexibilität
In den Sommerferien 2022 haben wir eines der Aquarien als Südamerika-Becken komplett neu eingerichtet, während auf dem Wohnzimmertisch aus Styropor und Fliesenkleber neue Kletterwände für das Gecko-Terrarium entstanden. Die Beleuchtung an allen Vivarien wurde ausgetauscht und ist nun – abgesehen von den Wärmelampen – komplett auf LED umgestellt.
Weil die Leopardgeckos tagsüber nicht zu sehen sind, mussten sie den Platz am Schaufenster räumen.
Gleichzeitig habe ich mit der Planung begonnen, das Schulvivarium attraktiver zu gestalten und auszubauen. Die nachtaktiven Geckos zeigen sich am Vormittag während der Schulzeit nicht und auch bei den Stabschrecken gibt es wenig zu sehen. Darum mussten diese Tiere inzwischen ihren prominenten Platz am Schaufenster räumen.
Ein kleines Terrarium und mehrere ungenutzte Aquarien waren bereits vorhanden. Der Förderverein der Schule finanzierte ein weiteres, großes Terrarium inklusive Nebelanlage. Ergänzend stelle ich im Namen des Vereins der Schule leihweise weitere Terrarien und Aquarien zur Verfügung.
Im Südamerika-Becken leben Fische aus dem Rio Essequibo: Guyana-Skalare, Schwielenwelse und Glühlichtsalmler.
Schwielenwelse schwimmen im Südamerika-Becken.
In einem Schulvivarium sollen Schülerinnen und Schüler möglichst viele Tiergruppen kennenlernen. Durch das eine Schaufenster ist ein Waldterrarium mit der Abmessung 120 x 50 x 60 cm zu sehen. An dem anderen Fenster steht ein Regal, in dem mehrere Vivarien auf zwei Ebenen untergebracht werden können. In diesem Bereich bin ich flexibel und kann Terrarien, Aquarien oder ihre Bewohner austauschen.
Auch Andersons Querzahnmolche leben im Mariengymnasium.
Der Schwarzkäfer als „Tier des Monats“.
So kann ich Tiere aus dem nicht einsehbaren Bereich des Vivariums vorübergehend ans Fenster umsiedeln. Oder ich bringe Arten, die ich bei mir zu Hause halte, für einige Wochen in die Schule. Auf diese Weise kann ich unter den gegebenen Umständen viele verschiedene Tiere zeigen. Jeden Monat rücke ich ein „Tier des Monats“ in den Fokus, das ich dann auch auf den Vereinsseiten der Zierfischfreunde Warendorf bei Facebook und Instagram etwas genauer vorstelle.
(Die Begeisterung der Kinder und was sie alles durch den Umgang mit den Tieren lernen sowie die verschiedenen Tiere und Fische stellen wir im zweiten Teil vor.)
www.zierfischfreunde-warendorf.de
www.facebook.com/ZierfischfreundeWarendorf
www.instagram.com/zierfischfreundewarendorf