Beschreibung Titelbild: Wieder in der ursprünglichen Gattung: der Schwarze Phantomsalmler, Megalamphodus megalopterus.
Viele Salmler mit neuen und alten Gattungsnamen
Text & Fotos: HARRO HIERONIMUS
Zu den beliebtesten Aquarienfischen gehören die südamerikanischen Salmler. Bislang
gehörten sie zur Familie Characidae oder Echte Salmler. Zu ihnen zählten über 1.250 Arten, zahlreiche weitere sind noch unbeschrieben. Nun wurden daraus vier Familien und etliche Mitglieder erhielten neue Gattungsnamen oder alte, bislang als Synonym geltende Gattungen wurden wieder für gültig erklärt.
Möglicherweise stellt sich jetzt der eine oder andere Aquarianer die Frage, warum so etwas nötig wird. Erst die Panzerwelse, nun die Salmler. Für viele sind auch die wissenschaftlichen Namen nicht so wichtig, die deutschen könnten ja auch reichen. Aber sobald man etwas mehr über seine Fische wissen will und auch international recherchiert, kommt man um die wissenschaftlichen Bezeichnungen nicht herum. Aber warum ändern?
Ausgewachsen wahre Prachtexemplare: ein Männchen des Brillantsalmlers, jetzt Makunaima pittieri.
Die Gattungsnamen werden nicht willkürlich gewählt. Sie sollen auch die Verwandtschaftsverhältnisse wiedergeben. So werden die nahe miteinander verwandten Arten in einer Familie zusammengeführt. Seit etlichen Jahren haben aber neue Methoden in der Taxonomie Einzug gehalten, vor allem die Untersuchung der DNA. Mit immer weiter verbesserten Methoden werden sowohl die Ergebnisse der Genetik als auch der Morphologie zusammengebracht und daraus können dann manchmal ganz neue Schlüsse gezogen werden.
So sind nun Wissenschaftler aus Brasilien, den USA und Mexiko hingegangen und haben 575 Exemplare aus 494 Arten und 123 Gattungen untersucht und sind zu Ergebnissen gekommen, die auf den ersten Blick überraschend erscheinen, aber in ihrer Arbeit gut belegt wurden und so zu einer neuen Einteilung der Salmler der früheren Characidae führten. Vier Familien sind es nun: Spintherobolidae, Characidae, Stevardiidae und Acestrorhamphidae.
Spintherobolidae
Die fünf Arten dieser Familie gehören zu den kleinen Salmlern und werden meist nur 2-3 cm lang. Aquaristisch sind sie nahezu unbekannt.
Characidae
Gut 200 Arten gehören nur noch zu dieser früheren Sammelfamilie, die nun fünf Unterfamilien enthält. Von ihnen sind nur noch einige häufiger im Handel zu finden.
Der Name der Rotaugen-Moenkhausie wurde zu Bario sanctaefilomenae geändert.
Stevardiidae
Dagegen wurde diese frühere Unterfamilie zur Familie erhoben und enthält etwa 365 Arten in neun Unterfamilien. Einige Vertreter der 46 Gattungen sind gut in der Aquaristik etabliert, andere tauchen dagegen nur sehr selten im Handel auf und sind eher den Spezialisten vorbehalten.
Acestrorhamphidae
Die meisten der bekannten und beliebten Salmler der früheren Familie Characidae finden sich nun in dieser Familie, die etwa 685 Arten enthält, die dazu noch in 15 weitere Unterfamilien eingeteilt sind. Bei ihnen finden sich auch die meisten Namensänderungen. Dafür wurden keine neuen Gattungen geschaffen, sondern bestehende bisherige Synonyme verwendet oder Arten wurden auch wieder in Gattungen zurückversetzt, aus denen sie einmal ausgegliedert wurden.
Ein Beispiel für letztere Umordnung ist etwa der Schwarze Phantomsalmler, ursprünglich als Megalamphodus megalopterus beschrieben, zwischenzeitlich zu Hyphessobrycon gestellt und nun wieder zurück zur ursprünglichen Gattung. Dabei wurde diese aber um einige bekannte Arten erweitert, so findet sich hier jetzt etwa der Socolof-Kirschflecksalmler.
Neu in der Gattung Megalamphodus: der Socolof-Kirschflecksalmler M. socolofi.
Fazit
Mit dieser Arbeit soll die verwandtschaftliche Beziehung und damit die Evolution der früheren Characidae besser erklärt werden. Die Namensänderungen halten sich glücklicherweise in Grenzen, bei einigen beliebten Arten, wie etwa der Rotaugen-Moenkhausie Bario (früher Moenkhausia) sanctaefilomenae, muss man sich allerdings umgewöhnen. Aber wie bisher wird es einige Jahre dauern, bis sich die neuen Namen tatsächlich durchgesetzt haben.
Namengebend für die größte Unterfamilie ist die Gattung Acestrorhynchus, hier A. falcatus.