Ein neuer Salmler

Ein neuer Salmler

Der „Red Muzel Tetra“ aus Südamerika bildet im Aquarium Kleinstreviere

Text & Fotos: CHRISTIAN SPLETTSTÖßER


Seit einiger Zeit sorgt eine neue Salmler-Art für einiges Aufsehen in der Aquaristik. Die Preise, die für diese recht kleinbleibende Art im Handel aufgerufen werden, sind als relativ hoch anzusehen. Ich bin diesen Hyphessobrycon sp. „Muzel Red“ in einem bekannten Geschäft in Remscheid über den Weg gelaufen. Dort wurden die Fische fantastisch präsentiert und ich konnte nicht dran vorbeigehen. Erste Händler nennen sie nun auch Rote Cherrysalmler.

Die Roten Cherrysalmler bilden im Becken Kleinstreviere aus.

Unter einer guten Beleuchtung sind diese Tiere wunderschön rot gefärbt. Sie erreichen eine Endlänge von ca. 4 cm. Als Herkunft wird das Mato-Grosso-Gebiet in Brasilien angegeben. Die Färbung der Muzel ist in gewissen Grenzen variabel. Die Flossen sind oft intensiver gefärbt als der Körper. Die Geschlechtsunterscheidung ist etwas schwieriger. Nach meinen Beobachtungen sind die Männchen etwas größer und dafür die Weibchen intensiver rot gefärbt.

Das hauptsächliche Unterscheidungsmerkmal der Gattungen Hemigrammus und Hyphessobrycon ist die Beschuppung der Basis der Caudale.

Die wissenschaftliche Beschreibung steht noch aus. Derzeit werden sie als Hyphessobrycon sp. „Muzel Red Cherry“ angeboten. Wofür „Muzel“ steht, ist nicht ganz klar. Manche meinen, dass es vom englischen „muzzleflash“ (Mündungsfeuer) abgeleitet wurde. Diese Erklärung halte ich allerdings aufgrund der unterschiedlichen Schreibweisen für eine reine Vermutung bzw. ein Internetgerücht.

Im Gesellschaftsbecken zeigte sich das Fressen von Pflanzenteilen deutlicher.

Die Zuordnung zur Gattung Hyphessobrycon ist etwas umstritten. Es gibt andere Stimmen, die diese Art eher der Gattung Hemigrammus zuordnen. Beide sind eng miteinander verwandt und unterscheiden sich im Wesentlichen nur durch die Beschuppung der Basis der Schwanzflosse. Bei der Gattung Hyphessobrycon ist diese unbeschuppt. Entgegen der derzeitig üblichen Zuordnung meine ich, dass die Bezeichnung Hemigrammus sp. für die Fische korrekt wäre: Unter dem Mikroskop ist meiner Ansicht nach die Schwanzflossenbasis komplett beschuppt.

Viele Pflanzen und Deko im Aquarium bieten den Fischen Versteckmöglichkeiten.


Kurzsteckbrief

Der „Red Muzel Tetra“ ist ein noch unbestimmter Salmler aus Südamerika. Derzeit wird er als Hyphessobrycon sp. „Red Muzel“, „Red Muzel Tetra“ oder „Cherry Red Muzel“ im Handel geführt.

Wiss. Name: Hyphessobrycon sp. „Red Muzel“ oder Hemigrammus sp. „Red Muzel“

Herkunft: Brasilien

Endlänge: ca. 4 cm

Aquariengröße: ab 96 Liter

Temperatur: 22-25 °Celsius

pH-Wert: 6-7,5


Geschlechtsunterschiede

Weibchen sind meist tiefrot und bleiben etwas kleiner als die Männchen. Diese sind dafür oft etwas blasser im Rotton.

Der „Red Muzel Tetra“ ist ein in der Aquaristik neuer Salmler aus Südamerika.
Weibchen bleiben meist etwas kleiner.


Allesfressende Gruppentiere

Da es sich um südamerikanische Salmler handelt, geht die erste Vermutung natürlich in Richtung warm und weiches Wasser. Vom Händler wurden allerdings relativ niedrige Wassertemperaturen bis max. 25 °C angegeben. Und auch beim pH-Wert sollen Werte bis 7,2 gut vertragen werden. Ich habe bei mir im ersten Aquarium einen pH-Wert von 7 und eine Temperatur zwischen 24 und 25 °C eingestellt. Damit kamen die Fische gut zurecht.

Im späteren Zuchtaquarium habe ich den pH-Wert auf knapp über 6 eingestellt und die Temperatur auf ca. 25 °C. Auch das hat sehr gut funktioniert. Generell würde ich sagen, dass der „Red Muzel Tetra“ zu den recht einfach zu haltenden Arten gehört, der in erster Linie die mittleren Wasserschichten bevorzugt.

Adulte und halbwüchsige Garnelen werden nicht gejagt und zeigen auch keinerlei Respekt vor den größeren Fischen.

Wie bei den meisten Salmlerarten handelt es sich um Gruppentiere. Sie bilden im Normalfall keine Schwärme, sondern Kleinstreviere, und kommen nur bei Bedrohungslagen dicht zusammen. In zu kleinen Gruppen sind sie sehr scheu und kaum zu sehen. Daher sollte man eine Gruppengröße von mindestens zehn Fischen wählen. Reviere und die notwendige Gruppengröße bewirken, dass diese Art eine gewisse Aquariengröße benötigt. Für die dauerhafte Haltung sollte eine Grundfläche von mindestens 60 × 40 cm mit einer Mindesthöhe von 40 cm gewählt werden.

Bei den Händlern werden oft auch kleinere Aquarien genannt, aber das ist aus meiner Sicht nicht sinnvoll. In größeren Aquarien kommen die Muzel einfach besser zur Geltung und zeigen auch deutlicher ihr arttypisches Verhalten. Als ideal erachte ich Becken ab 100 cm Kantenlänge. Die Einrichtung des Aquariums sollte genügend Struktur und Rückzugsmöglichkeiten bieten. Viele Pflanzen und Deko wie Wurzeln oder Steine geben den Fischen Sicherheit und sie zeigen sich deutlich mehr. Auch eine leichte Schwimmpflanzendecke ist vor allem in der Eingewöhnung hilfreich.

Die Ernährung erforderte etwas Gewöhnung, obwohl der Rote Cherrysalmler klar ein Allesfresser ist. Besonders gern wird Lebendfutter wie Artemia, Wasser flöhe und Glanzwürmer genommen. Nur Weiße Mückenlarven funktionierten weniger gut. Nach der Eingewöhnung wurden auch Flockenfutter und Granulate gern und reichlich genommen.

Nach einer Eingewöhnung wird ziemlich alles gefressen.

Einen kleinen Haken gibt es bei diesem Fisch allerdings dann doch: Der Muzel frisst auch Pflanzenteile, also von gesunden Pflanzen. Wasserlinsen verschwinden von der Oberfläche. Das fiel mir als Erstes auf. Diesen Aspekt fand ich noch super, denn Wasserlinsen gefallen mir nicht. Aber auch die Hydrocotyletripartita mickerte plötzlich und das Moos fand sich auseinandergerupft in vielen Teilen des Aquariums. Die Beschädigung der Pflanzen hält sich aber im Rahmen. In normalen Aquarien ist es nicht allzu schlimm.


Mein Fazit

Ein wirklich toller Fisch, der nicht allzu schwer zu halten ist. Der derzeit noch hohe Preis wird in den nächsten Jahren sicher sinken, da auch die Zucht möglich ist, und somit besitzt der „Red Muzel Tetra“ das Potential, wie viele andere Salmler vor ihm ein Standardfisch in der Aquaristik zu werden. Das leichte Beschädigen der Pflanzen ist in den meisten Aquarien wahrscheinlich vernachlässigbar, auch wenn das für Aquascaper ein Ausschlusskriterium sein dürfte.