Eine eindrucksvolle Schönheit

Eine eindrucksvolle Schönheit

Der Schaumnestbauer Betta hendra von der Insel Borneo

Text & Fotos: HANSJÜRGEN DIEKE


Es scheint schon wie ein kleines Naturwunder, dass von der Insel Borneo, wo Urwaldrodungen für riesige Palmölplantagen zulasten der Tier- und Pflanzenwelt stattfinden (auch für Biodiesel und E10), noch solche Kleinodien wie der Kampffisch Betta hendra entdeckt werden. Im Jahr 2013 beschrieben Schindler & Linke diesen farblichen Kracher zu Ehren seines Entdeckers Thommy Hendra.

Sein Vorkommen ist nahe der Stadt Palangkaraya in der Provinz Kalimantan Tengah auf der Insel Borneo. Hier findet man ihn in Schwarzwasser-Sumpffeldern und kleinen Schwarzwasser führenden Flüssen in unmittelbarer Nähe der Straße nach Palangkaraya. Verantwortungsvolle und erfahrene Züchter brachten ihn nach Deutschland, vermehrten ihn erfolgreich und verteilten ihn an interessierte Züchter. Damit begann der Siegeszug eines farblich sehr attraktiven, mit 5,5 cm recht kleinbleibenden Kampffisches.

Betta hendra lässt sich auch mit kleinen Maulbrütern vergesellschaften.

Bei Betta hendra handelt es sich um einen schaumnestbauenden Kampffisch der Betta-coccina-Gruppe, wobei er auch Verhaltensweisen der Maulbrüter aus der B.-foerschi-Gruppe zeigt. Auf den ersten Blick könnte man annehmen, einen Betta smaragdina vor sich zu haben.

Rivalisierende und imponierende Männchen brillieren farblich mit einem blaugrün schillernden Schuppenkleid auf einem rotbraunen Körper. Die unpaaren Flossen schillern ebenfalls blaugrün und zeigen dunkle Tupfen und Bänder. Die Augeniris ist türkis glänzend.

Ein Betta-hendra-Männchen in Prachtfärbung.

Die Kiemendeckel sind von zwei senkrechten blutroten Streifen geprägt, die beim Weibchen mehr ins Orange gehen. Die Weibchen, die etwas kleiner bleiben, erkennt man an ihrer ins Rötliche tendierenden Körperfarbe und ihren nicht so üppig ausgebildeten Flossen.

Die kleiner bleibenden Weibchen erkennt man an ihrer rötlichen Körperfarbe.


Untereinander verträglich

Als typischer Schwarzwasserbewohner benötigt Hendras Kampffisch zur erfolgreichen Fortpflanzung weiches Wasser ohne messbare Gesamt- und Karbonathärte sowie einen pH-Wert zwischen 4,5 und 5,0. Mit einer Filterung über Torfgranulat erreicht man ideale Bedingungen zur erfolgreichen Fortpflanzung. Zur optimalen Pflege kann man schon ein Paar Betta hendra in einem Aquarium ab 60 cm Kantenlänge halten.

Mit einer dichten Bepflanzung, kleinen Wurzeln oder Kokosnusshälften und einigen Rotbuchen- oder Eichenblättern schafft man ihnen optimale Deckung. Einige Schwimmpflanzen dienen ihnen als Hilfe beim Schaumnestbau. Untereinander sind diese Kampffische verträglich und es kommt in größeren Aquarien nicht zu Beißereien oder heftigem Treiben.

Das Schaumnest, welches das Männchen unter einer Schwimmpflanze errichtet, kann einen Durchmesser von 5 cm erreichen. Das Weibchen wird während des Schaumnestbaus nicht in der Nähe geduldet. Die Laichbereitschaft des Männchens erkennt man an seinem flatterhaften Balztanz, den es vor seiner Partnerin aufführt, um sie unter sein Schaumnest zu locken.

Das Weibchen löst durch Stupsen in die Flanke beim Männchen den Umschlingungsreiz aus. Nun dreht das Männchen das Weibchen in Rückenlage, wobei es zur Abgabe der Geschlechtsprodukte kommt. Mit seinen Bauchflossen bildet das Weibchen eine Tasche, in die die befruchteten Eier fallen.

Das Weibchen ist laichbereit und weicht dem Männchen nicht mehr von der Seite.
Das Männchen umschlingt das Weibchen zur Paarung…
…dreht es in Rückenlage und unter Erzittern werden die Laichprodukte ausgestoßen.

Das zuerst aus der Laichstarre erwachende Männchen löst die Umschlingung und sammelt den aus der Flossentasche des Weibchens rieselnden Laich auf. Ist das Weibchen ebenfalls aus der Laichstarre erwacht, widmet es sich auch dem Laichsammeln. Den gesammelten Laich bringen beide im Schaumnest unter. Die Paarung kann sich über mehrere Stunden hinziehen. Immer wieder unterlegt das Männchen den Laich mit einem Schwall Bläschen, den es unter das Nest spuckt. Dieses kann immerhin eine Höhe von 1,5 cm erreichen.

Die Eier rieseln aus der Bauchflossentasche und werden vom Männchen aufgesammelt.
Das Weibchen bringt ihre aufgenommenen Eier ins Schaumnest.
Das Männchen mit einem Laichballen von etwa zehn Eiern im Maul.

Nach etwa 48 Stunden beginnen die ersten Larven zu schlüpfen. Sie schwimmen
ab dem fünften Tag frei. Jetzt müssen sie sofort mit Infusorien und feinstem Tümpelfutter angefüttert werden. Auch flüssiges Aufzuchtfutter wie Liquifry Nr. 1 kann den Kleinen angeboten werden.

Bei guter Fütterung und täglichem Wasserwechsel, verbunden mit dem Entfernen
alter Futterreste, wachsen sie schnell voran. Nach weiteren drei Tagen nehmen die Jungfische als Nachfolgefutter schon Mikrowürmchen und kleinste Artemia-Nauplien.

Etwa am fünft en Tag nach dem Schlüpfen beginnen die Larven, sich freizuschwimmen.
Eine Larve nach dem Schlupf, gerade einmal etwa drei Millimeter groß.

Kurz und bündig gesagt ist Betta hendra ein interessanter, neuer Kampffisch im Hobby, der aufgrund von starken ökologischen Veränderungen, sprich Urwaldabholzung und somit Vernichtung von Lebensräumen vieler wildlebender, teilweise noch nicht entdeckter Arten, bedroht ist. Als Aquarianer haben wir nicht nur eine Verantwortung in Bezug auf die Arterhaltung, sondern sie betrifft auch unsere Leben-sund Verhaltensgewohnheiten.