Halbe Meerwasserkonzentration

warum haben viele Aquarianer Probleme mit Lebendgebärenden?

Text & Fotos: HEIKO BLESSIN

Sie kommen eigentlich aus Mittelamerika, werden aber aus Singapur und Sri Lanka importiert – und genau da stecken die Probleme! Früher galten Lebendgebärende Zahnkarpfen wie Guppys und Mollys als ideale Anfängerfische. Heute machen sie schon in den Zoofachgeschäften oft Probleme, die sich dann beim Aquarianer fortsetzen. Das ist nicht immer so, aber es ist eine häufige Problematik.
Wer deutsche Nachzuchten oder aus umgebenden Ländern erhält, ist fein raus. Es gibt keine Eingewöhnungsprobleme und die Fische stehen wie eine Eins. Aber warum ist es oft aus Asien anders? Dazu werfen wir erst einmal einen Blick in die Heimat der Lebendgebärenden in Mittelamerika: In Belize schwimmen beispielsweise echte Wildformen der Schwertträger in den Weichwasserflüssen herum. Sie schwimmen auch in Richtung der Mündungsgebiete der Flüsse, wo sich das weiche Flusswasser mit dem salzhaltigen Meerwasser mischt. Die Lebendgebärenden vertragen dieses Brackwasser und es ist sogar in ihrem Erbgut verankert.

In Belize trifft weiches Flusswasser auf den Ozean.

Die Zierfischzüchter in Asien haben schnell gemerkt, dass sie die Farben der Lebendgebärenden intensivieren können, wenn sie dem Süßwasser Salz zugeben. Und nicht zu knapp! Die Fische leben in Singapur und Sri Lanka in der halben Meerwasser-Salzkonzentration (etwa 20.000 μS/cm). Der hohe Salzgehalt wirkt auch etwas gegen bakterielle Erkrankungen und senkt die Giftigkeit von Nitrit.
Also werden die Tiere mit dem hohen Salzgehalt an die Importeure der Welt versendet. Der Zierfischimporteur hat dann die ehrenvolle Aufgabe, die Fische von 20.000 μS/cm Leitfähigkeit auf normale deutsche Werte zwischen 400 und 800 μS/cm herunterzugewöhnen. Ansonsten wird es dem Aquarianer überlassen, die Fische im Salzgehalt anzupassen. Sie vertragen eine Reduktion der Leitfähigkeit von etwa 300-400 μS/cm pro Tag, ohne osmotische Probleme zu zeigen.

Eine Fischfarm in Sri Lanka.

Bernd Schmölzing testet den Leitwert in Sri Lanka.

Ein Besuch bei den Fischzüchtern in Sri Lanka zeigte, wie wenig sich die Menschen dort mit der Wasserchemie auskennen. In jedem Aquarium hingen Beutel mit Muschelschalen, um den pHWert zu stabilisieren. Da der pH-Wert aber dauerhaft über 7 lag, löste sich der Kalk aus den Schalen nicht und sie hatten keinerlei Einfluss auf das Wasser.
Ein weiteres Problemfeld steckt in der Ernährung der Lebendgebärenden: Man kann in der Natur, egal ob in Belize oder in den Cenoten Mexikos, sehr schön beobachten, wie sie an den Algen herumzupfen, die ihre Hauptnahrung zu sein scheinen. Magenuntersuchungen ergaben aber, dass sie neben den Algen auch die darin lebenden Kleinstlebewesen zu sich nehmen.

In Mexikos Cenoten knabbern die Fische an den Algen.

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