Interzoo: Neues für das Hobby

Interzoo: Neues für das Hobby

Beschreibung Titelbild: Dennerles „Urban Oasis“ streamte eine Endzeitlandschaft mit Aquarien ins Netz.

37.000 Fachbesucher auf der Fachmesse: neue Pflanzen und Technik

Text: CHRISTIAN SPLETTSTÖßER & OLIVER MENGEDOHT
Fotos: CHRISTIAN & SILVIA SPLETTSTÖßER


„Es kommen jede Menge Smart-Home-Produkte, es gibt neuartige Umkehrosmoseanlagen mit mehr Leistung und Effektivität und die Produktdesigns werden ästhetischer.“ Matthias Wiesensee sprudelte über vor lauter Neuerungen auf der Interzoo. Der VDA-Vizepräsident war offenkundig begeistert. Alle zwei Jahre trifft sich die internationale Zoobranche in Nürnberg.

37.000 Fachbesucher aus 140 Ländern – ein Plus von 32 Prozent gegenüber der letzten Ausgabe, freute sich der Veranstalter, die Wirtschaftsgemeinschaft Zoologischer Fachbetriebe GmbH (WZF). Sie alle sahen sich an, was 2.150 Aussteller aus 68 Ländern auf über 140.000 m2 Hallenfläche an neuen Artikeln und Dienstleistungen zeigten. Die Bedeutung der Veranstaltung zeigt auch, dass 332 Journalisten und Blogger aus 24 Ländern hier in den verschiedensten Medien berichteten.

Aquarium Münster hat auch nach 2026 weiter Tierarzneimittel im freiverkäuflichen Angebot.

Die Interzoo ist einfach ein Superlativ nach dem anderen. Da sie als Fachmesse nur für in der Branche tätige Menschen offen ist, geben wir Euch hier einen kleinen Einblick. Neben all dem Zubehör vor allem für Hunde und Katzen war die Aquaristik gut vertreten. Auch beim dritten Durchqueren der entsprechenden Hallen entdeckte ich noch Neues. Besonders gefallen hat mir die neue Pflanzen-Zuchtform Cryptocoryne affinis „Dark Orange“ bei Dennerle Plants, das Diorama bei Dennerle und die neue Umkehrosmoseanlage von Arka, die auch Aquarianer mit sehr hohem Wasserbedarf zufriedenstellen dürfte.

Nachhaltig: gut recycelbare Papierverpackungen, hier von Aquatlantis.
37.000 Fachbesucher kamen zur Interzoo in Nürnberg.

Das Thema Nachhaltigkeit ist in diesem Jahr eindeutig ein Schwerpunkt gewesen. Die Richtung geht in Verpackungen ohne Plastik, sofern möglich, es gibt aber noch jede Menge Potenzial. Manche Präsentationen waren dabei auch etwas skurril: Wer Sessel aus Pappe aufstellt und ausschließlich Produkte in Plastikverpackungen anbietet, sollte vielleicht noch etwas nachdenken. Auch Matthias hatte viele attraktive und dennoch nachhaltige Verpackungen bemerkt. Zudem, stellte er fest, „ist unser Hobby im Wandel begriffen: Die Digitalisierung bleibt das zentrale Thema.“ Herausragend fand der VDA-Vertreter neben einigen neuen Pflanzenarten und Fischen das Riesenaquarium von New Wave Concepts und vor allem die Kooperation von Dennerle mit Computerfirmen: „Die haben einen Livestream auf eine Fallout-Unterwasserwelt mit verschiedenen Kameraperspektiven eingerichtet“, erklärte Matthias. Ziel sei es, Leute aus der Gaming-Szene an die Aquaristik heranzuführen.

VDA-Vize Matthias Wiesen see (l.) und VDA-Präsident Jens Crueger hatten offensichtlich Spaß.
Einen großen Stand mit vielen Produkten und Aktionen hatte Sera aufgebaut.

Das war in der Tat – zumindest für die Aquaristik – der Eyecatcher der Messe. Dennerle-Marketingchef Tobias Eller und seine Kollegen Alexander Dreyer und André Utesch hatten eine Endzeitlandschaft mit fünf Aquarien gestaltet, die dank Elgato und Nvidia als Livestreams zu bestaunen waren. Inspiriert worden war die „Urban Oasis“ von Spielen wie Fallout.

Wir begannen in Halle 1 mit unserer Entdeckungstour und liefen quasi direkt beim Betreten auf den Stand von Dohse mit den Marken Dupla und Hobby zu. Interessant waren hier die neuen Bodengründe, die besonders für Naturaquarien und Aquascaping geeignet sein sollen. Ebenfalls noch recht neu ist das neue Futtersortiment Gel-o-Drops. Dohse selbst verbuchte die Messe als „herausragenden Erfolg mit über 100 neuen Produkten“, so Sebastian Bickel, Produktmanager und Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Neben Gel-o-Juice-Flüssigfutter für den Meerwasserbereich gab es etwa eine neue Beregnungsanlage für kleine Terrarien, den „Hobby Artemia Easy Breeder“ oder den Oberflächenskimmer „Dupla Turbo Skim 350“.

Zu Beginn unserer Entdeckungstour liefen wir auf den Stand von Dohse zu.
Tunze hatte eine geschickte Strömung im Süßwasserbecken aufgebaut.


Sehenswerte Aquascapes

Bei Dennerle Plants wurden die neuen Produkte in sehenswerten Aquascapes vorgeführt. So konnte man auch die submerse Form der angebotenen Pflanzen sehen, etwa die neue Bacopa salzmannii „Purple“. Für mich aber noch reizvoller ist die Cryptocoryne affinis „Dark Orange“, in der emersen Form sogar noch schöner als in der kräftigroten, submersen Form.

Dennerle Plants präsentierte als weitere Neuheit bepflanzte Pads, die komplett im Aquarium eingesetzt werden können und somit kaum Vorbereitungszeit beim Einsetzen benötigen. Derzeit werden sechs verschiedene Bodendecker auf diesen Pads angeboten.

Auch die Marke Fluval von Hagen präsentierte sich in Nürnberg.
Neu im Programm: fertig bepflanzte Pads von Dennerle Plants.

Eine der größten Standflächen hatte sich Sera gesichert. Der Hauptfokus lag beim neuen Markenauftritt, der in meinen Augen sehr gelungen ist. Vom Firmenlogo bis zum den einzelnen Produktverpackungen, alles wurde angepasst und in Nürnberg auch erstmals Auszüge aus dem Aquaristik- und Terraristikprogramm im neuen Design vorgeführt. „Das Feedback war durchweg positiv“, berichtete Dominik Casper, stellvertretender Teamleiter Kommunikation. „Wir haben uns bewusst dazu entschieden, Produkte zu zeigen, wo wir beim Design noch in der Entwicklung sind, um noch auf Rückmeldungen reagieren zu können.“

Sascha Hoyer scapte live bei Sera.

Neue Produkte gab es 23 Stück: „Allerdings jetzt nichts komplett neues Innovatives, sondern wir haben vor allem im Bereich Reinigung und Pflege Sortimentspflege betrieben“, erklärte Casper. Das betraf Bürsten ebenso wie Schwämme, Reinigungsspray, überarbeitete Reinigungsmagnete und Mulmglocken. Dazu habe der Heinsberger Hersteller auf Forderungen aus dem Markt reagiert und sein Angebot an Steinen, Sand, Wurzeln und Kies ergänzt. Sascha Hoyer zeigte beim Live-Aquascaping ihre Nutzung, und aquaristik-Autor Dieter Untergasser demonstrierte eindrucksvoll die Möglichkeiten der Mikroskopie.

Bei Aquaflora ragten die Blüten aus dem Wasser des Aquariums.

Der Pflanzenhändler Tropica will künftig weg von den Plastiktöpfchen mit Steinwolle als Substrat und stattdessen wiederverwendbare Plastikklammern nutzen. Viele Nutzer wird der Verzicht auf Steinwolle nicht nur aus ökologischer Sicht freuen, sondern vor allem, weil das nervige Entfernen der Wolle wegfällt. Hier wurde als Pflanzenneuheit die Zuchtform Bacopa salzmannii „Purple“ präsentiert – noch herkömmlich in Steinwolle. Zusätzlich gab es einige Schauaquarien; besonders das drei Meter lange Thekenaquarium zog viele Blicke auf sich.

Weiß und elegant: Juwel-Schaubecken mit Skalaren.
AquaEl aus Polen feiert in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen.

Wer nach einer guten Umkehrosmoseanlage sucht, kam schon in der Vergangenheit nicht an der Arka myAqua 1900 vorbei. Arka hat nochmals nachgelegt und mit der 3800 eine Anlage auf den Markt gebracht, die auch sehr hohe Bedarfe an Umkehrosmosewasser erfüllen kann: Bei 3.800 Litern in 24 Stunden ist ein 10-Liter-Eimer in unter drei Minuten gefüllt. Besonders interessant werden diese Anlagen durch das Rein-/Abwasserverhältnis von 1:1.

Das Drei-Meter-Becken „Three Waves“ bei Tropica.


Gut umgesetzt

Eheim war mit auf dem Stand von Newa Tecno Industria SRL. Das Schauaquarium wurde vom Team von Zoobox eingerichtet. „Die Interzoo 2024 war für uns ein herausragendes Ereignis“, schwärmte Mariella Evangelista von der Marketingkommunikation. „Unsere neuesten Innovationen im Bereich der Aquaristik wurden mit großer Begeisterung aufgenommen.“ Etwa der Eheim classic Vario+e 250, die smarte Weiterentwicklung des millionenfach produzierten Filters mit kabelloser elektronischer Steuerung.

Eheim zeigte neben einigen Schaubecken seine smarten Filter.

Der bekannte Hersteller diverser Heilmittel, Aquarium Münster, war ebenfalls vertreten. Besonders die Tafel über den Heilmitteln fand ich interessant: freiverkäuflich und legal auch nach 2026! Diese Einschätzung unterscheidet sich von denen anderer Hersteller, die große Befürchtungen haben, wie die Umsetzung der Gesetzesänderung sich auswirken wird.

Wer speziellere Aquarientechnik sucht, kommt an Tunze nicht vorbei. Bei dem ausgestellten Flusslaufaquarium sah man, dass die Firma weiterdenkt: nicht einfach nur eine Strömung installiert, sondern mit dem Ansaugbereich unten, den Treppen oben und dem strömungsbrechenden Hintergrund gut umgesetzt. Durch den funktionierenden Kreislauf ergab sich eine starke Strömung ohne massive Verwirbelungen.

Hingucker: Das große Becken von New Wave mit dem netten Kugelfisch.

Auf einem Gemeinschaftsstand stellten sich Aquaflora Aquarium, De Jong Marinelife und Ruinemans Group aus den Niederlanden vor. An keinem anderen Stand wurde man freudiger begrüßt. Aquaflora zeigte mit einem Becken, wie schön es wirken kann, wenn man Pflanzen herauswachsen lässt. Der Fokus schien hier auf Blüten gelegen zu haben, die Fische waren Regenbogen-Elritzen.

Das Acrylglasaquarium bei New Wave war ebenfalls ein Zuschauermagnet. Nicht ganz unschuldig daran war neben der immensen Beckengröße der nette Kugelfisch. Am Stand von Juwel gab es einige schön eingerichtete Schauaquarien zu sehen. Ich habe mich dort zugegebenerweise mehr auf diese konzentriert als etwa auf das neue Aquarium Rio 290.

Bacopa salzmannii „Purple“ (3. v. l.) von Tropica war eine der neuen Aquarienpflanzen.

Einen neuen Ansatz für die Aquarien-Düngung hat Easy Life jetzt im Angebot: Je nachdem, ob man verstärkt grüne oder rote Pflanzen im Aquarium hat, kann man den jeweils besser geeigneten Dünger wählen. Und die Niederländer haben eine Futterserie mit einer aus Papier hergestellten Verpackung versehen – ohne Kunststoffanteile und daher komplett entsorgbar im Altpapier.

Der ZZF (Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe) hatte den Zebraharnischwels L46 als Heimtier des Jahres mit einem Aquarium und einem speziellen Talk auf dem ZZF-Stand gewürdigt. Auch dessen Plattform my-fish war stark vertreten: „Wir haben jede Menge Interviews geführt, die nach und nach auf dem Portal veröffentlicht werden“, so Community Manager Matthias Wiesensee.

Der wissenschaftliche ZZF-Fachreferent Stefan K. Hetz im Gespräch mit Fischforscher Leandro Sousa am ZZF-Stand.
Arka hat noch einen draufgelegt mit der Umkehrosmoseanlage myAqua 3800.

AquaEl aus Polen präsentierte sich zum 40-jährigen Firmenbestehen auf einem großen Stand mit einigen schönen Aquascapes. Die Firma Silbermann stellte ihre neue Düngerlinie vor. Daneben natürlich auch bewährte Produkte wie den bekannten Aquarienzement. Die Beleuchtung der Firma Skylight machte einen guten Eindruck und wäre sicher einen Test wert. Interessant war auch, dass sich an diesem Stand ein Teil der bekannteren aquaristischen YouTube-Promis
getroffen hat.

Weiter geht es mit der 39. Ausgabe der Interzoo vom 12. bis 15. Mai 2026.