Der einfache Einstieg in die Welt der Vergrößerung
Text & Fotos: CHRISTIAN SPLETTSTÖßER
Wer die Aquaristik intensiv betreibt, der beschäftigt sich früher oder später auch mit den Möglichkeiten, größere Einblicke in die kleinsten Details der Tiere zu bekommen. Sei es, um Krankheiten besser diagnostizieren, plötzlich auftauchende unerwartete Bewohner identifizieren zu können oder auch einfach nur aus Interesse. Bei den Wirbellosen kommt noch die Artenzuordnung hinzu. Gerade bei den Garnelen unterscheiden sich die Arten oft nur in Details, die man mit dem Auge kaum sieht.
Irgendwann merkt man jedenfalls, dass die Lupe nicht mehr ausreicht. In den meisten Fällen fällt einem dann das alte „Spielzeug“-Mikroskop ein, was man mal geschenkt bekommen hat oder den Kindern geschenkt hatte. Diese sind oft nahezu neuwertig, weil das Interesse zu Kinderzeiten schnell nachließ.
Mit der Fernbedienung kann ein Foto der aktuellen Beobachtung ohne Verwackler gemacht werden. (Foto: Silvia Splettstößer)
So war es zumindest bei mir. Ich fand im Keller ein etwas in die Jahre gekommenes, aber unbenutztes Mikroskop aus irgendeinem Supermarktangebot. Ganz klassisch mit einem „Rohr“ zum Reinschauen. Die Ergebnisse waren aber für mich enttäuschend. Alles wackelte, und die Vergrößerung war kaum richtig scharf zu stellen.
Also ab auf die Suche nach Infos. Auch das ist gar nicht so einfach. Sowohl im Netz als auch in der Bibliothek sind gute Informationen so schwer zu finden wie die Nadel im Heuhaufen. Aber ich kam schnell drauf, dass diese Supermarkt-Mikroskope häufig eher Spielzeuge als echte Hilfsmittel sind. Die Qualität hängt hier eng mit dem Preis zusammen. Gute Laborgeräte kosten schnell mal ein paar tausend Euro. Das wollte ich dann für mein Hobby aber doch nicht ausgeben.
Die Auswahl
Welches Gerät für einen selbst geeignet ist, hängt stark von einigen Umständen ab. Als erstes sollte man wissen, welcher Vergrößerungsbereich benötigt wird. Denn egal wie gut das Gerät ist, das man kauft: Wenn es zu stark oder zu gering vergrößert, nützt es wenig. Für die Betrachtung von Wirbellosen ist ein übliches Standard-Mikroskop mit einer minimalen Vergrößerung von 40x meist überdimensioniert. Eine Vergrößerung von 2x bis 40x ist hier viel besser geeignet. Als Nächstes ist zu überlegen, ob man nur betrachten oder auch Fotos oder Videos machen möchte. Für mich war diese Frage entscheidend. Das Nachrüsten von Kameraelementen ist recht teuer und oft mit Nachteilen bei der Bedienbarkeit verbunden.
Eine frisch geschlüpfte Artemia-Nauplie, bei der mir sofort als Name Rudolf in den Sinn kam.
Lebende Garnelen, wie hier die Rote Bienengarnele, sind mit etwas Fingerspitzengefühl und möglichst kleinen Behältern ebenfalls gut zu betrachten.
Auch das verfügbare Budget muss immer berücksichtigt werden. Zusammenfassend wollte ich ein Mikroskop, das sich vernünftig bedienen lässt, brauchbare Foto-Ergebnisse erzielt und beim Budget die 300€ nicht wesentlich überschreitet. Preiswertere Geräte sind meiner Ansicht nach eher ungeeignet.
Welcher Marke man dann das Vertrauen schenkt, ist wohl eine individuelle Entscheidung. Ich bin bei meiner Suche auf die Firma Bresser gestoßen. Diese kommt aus Rhede und somit meiner Region. Damit war meine Entscheidung für die Marke schon mal gefallen. Fehlte nur noch das Modell
Die Schwimmbeine einer adulten Artemia in sehr hoher Vergrößerung mit dem Bresser LCD-Schülermikroskop.
Mikroskop 1
Das erste Mikroskop, dass ich kaufte, war das LCD-Schülermikroskop. Da ich bei der ersten Frage zur Entscheidungsfindung noch keine Erfahrung hatte, versuchte ich es erst mit der üblichen Vergrößerung von 50x bis 500x und einer maximalen digitalen Vergrößerung von 2000x. Obwohl ich damit zu hoch gegriffen hatte, waren die Ergebnisse wunderbar.
Die Betrachtung am Bildschirm machte das Beobachten recht einfach. Auch das Scharfstellen funktionierte gut. Für manche Untersuchungen habe ich eine weitere Lichtquelle benutzt. Aufgrund der hohen Vergrößerung kann man ein solches Mikroskop ideal für die Beobachtung und Bestimmung von Kleinstlebewesen verwenden. Pantoffel- und Wimperntierchen oder auch Bakterien in Abstrichen lassen sich damit sehr gut erkennen.
Ein Schreitbein an der Exuvie eines CPO. Zum Größenvergleich habe ich ein normales Lineal angelegt.
Für meinen eigentlichen Zweck, die Details von Wirbellosen zu erkennen und festzuhalten, war das Mikroskop allerdings nicht ganz ideal. Mir wurde schnell klar, dass mir eine geringere Vergrößerung dort mehr nützen würde.
Mikroskop 2
Die Nutzbarkeit des ersten Mikroskops hatte mich aber grundsätzlich überzeugt, so dass auch das zweite Mikroskop von Bresser stammen sollte. Es wurde das Bresser Wlan 1.080P Digital-Mikroskop 2L. Dieses Modell hat keinen Kreuztisch, sondern nur eine Auflageplatte. Da die Vergrößerung nicht so hoch ist, ist das absolut ausreichend: Feinste Positionierungen sind hier schlicht nicht notwendig.
Eine frisch geschlüpfte Blueberry-Schnecke (Notopala sp.), Größe ca. 3 mm.
Rostrum einer Amanogarnele. Der Abgleich mit Angaben aus der Literatur (Süßwassergarnelen aus aller Welt, Karge/Klotz) passt: Das Rostrum ist abwärts gebogen und reicht bis zur Mitte des zweiten Segments der Antennenbasis.
Ein Gelege einer Schlammschnecke. Die kleinen Schnecken bewegten sich bereits durch den Kokon.
An der intuitiven Bedienbarkeit könnte man ganz leise Kritik üben, aber im Grunde ist nach kurzer Einarbeitung alles gut händelbar. Vorteilhaft ist hier die Bedienbarkeit per Maus oder sogar per Fernbedienung, womit Wackelaufnahmen der Vergangenheit angehören.
Mit beiden Mikroskopen zusammen bin ich für meine Zwecke ideal aufgestellt. Wenn ich mich nur für ein Gerät entscheiden müsste, würde ich das Wlan 1.080P 2L wählen. Damit sind gute Aufnahmen auch für Ungeübte schnell gemacht und die maximale Vergrößerung reicht oft auch noch für kleine Organismen wie Bakterien.