Planarien und Knoblauch

Planarien und Knoblauch

Unerwünschte Aquariengäste mit natürlicher Arznei bekämpfen

Text & Fotos: CHRISTIAN SPLETTSTÖßER


Immer wieder wird nach wirkungsvollen Methoden gesucht, Planarien zu bekämpfen. Die Methoden, die ausprobiert werden, haben in allen Fällen Vor- und Nachteile. Wirkungsvolle Medikamente sind nur über den Tierarzt zu bekommen, andere Mittel entweder nahezu wirkungslos, unzuverlässig oder gefährlich für andere Bewohner. Also wird immer weitergesucht.

Gewöhnlicher Knoblauch – natürliche und wirksame Arznei auch für Menschen. (Foto: Freepik, Yamtiw)

Bei meinen Versuchen mit verschiedenen Wasseraufbereitern und Planarienfallen (caridina 4-2023) habe ich versucht, als Lockmittel Knoblauch zu verwenden. Das ist famos schiefgegangen – zumindest beim Anlocken. Die Falle blieb nahezu unbesetzt, obwohl ich nur einen Tropfen reingegeben habe. Etwas Suche im Internet ergab keine konkreten Aussagen dazu. Es gab zwar Hinweise, dass Planarien bereits mit Knoblauch bekämpft wurden, aber ich fand keine klaren Anleitungen. Also startete ich eine eigene Versuchsreihe dazu.


Versuch 1

Ich „überzeugte“ sechs Planarien zu einem Experiment. Jeweils zwei kamen mit einer Blasenschnecke gemeinsam in einen kleinen Testbehälter. In Behälter 1 verwendete ich frischen Knoblauch und in Behälter 3 Knoblauchöl, das in der Aquaristik als Futterergänzungsmittel verkauft wird. Behälter 2 blieb unbehandelt und diente als Kontrollgruppe.

Die „freiwilligen“ Test-Planarien vor den Versuchen.
Testaufbau erster Versuch: links Öl; in der Mitte das Kontrollgefäß; rechts mit geraspeltem Knoblauch.
Planarien bilden ohne Bodengrund wie Tubifex gern ein Knäuel aus vielen Würmern. Wahrscheinlich dient dieses Verhalten dem Schutz vor Fressfeinden.

In beiden Behältern mit Knoblauch verendeten die Planarien. Teilweise versuchten sie, dem Knoblauch zu entkommen, indem sie die Wasseroberfläche am Becherrand durchbrachen. Aber da sie das Wasser nicht wirklich verlassen können, war dort Ende. Die Blasenschnecken ergriffen allerdings ebenfalls die Flucht, und diese schaffen es deutlich weiter ohne Wasser. Das Experiment zeigte also deutlich, dass Knoblauch geeignet ist, um Planarien zu bekämpfen. Allerdings zeigte sich bereits in diesem ersten Experiment, dass auch diese Methode Nachteile hat. Und damit meine ich nicht die Beeinträchtigung der Blasenschnecken, die natürlich ebenfalls als Nachteil zählt. Ich wollte auf den Geruch hinaus. Der ist wirklich sehr störend und das sage ich als absoluter Knoblauchfreund.

Aber mit dem vorübergehenden Geruch werden sich wohl die meisten betroffenen Aquarianer abfinden können. Ich musste weitere Experimente verschieben, da im Winter die Situation für solche geruchsintensiven Tests nicht ideal war. Bei den wärmeren Temperaturen im Sommer konnte ich dann weitere Experimente nach draußen verlegen.

Hier ein Tipp aus Erfahrung: Für solche Experimente eine ruhige wettergeschützte Ecke suchen, die möglichst weit von der eigenen Terrasse und auch von der der Nachbarn entfernt ist. Wenn vielleicht etwas geruchsempfindliche Nachbarskinder würgend wegrennen, hat man eventuell auch die Dosierung übertrieben.


Versuch 2

Aber genau die notwendige Dosierung herauszufinden, war der nächste logische Schritt. Also habe ich einen Testbehälter mit genau einem Liter Wasser gefüllt und eine winzige Menge Knoblauch reingegeben. Parallel dazu führte ich dasselbe Experiment mit einem Tropfen des Knoblauchöls durch.

Versuch 2: ein Liter Wasser und ca. 50 Planarien.

Eine tödliche Wirkung konnte ich bei gut einer halben Zehe Knoblauch feststellen. Ich vermute, dass bei größeren Wassermengen eine geringere Dosierung ausreichend sein dürfte. Beim Öl zeigte eine Dosierung von drei Tropfen auf einen Liter Wasser eine hundertprozentige letale Wirkung. Allerdings dauerte es fast 36 Stunden, bis alle Planarien tot waren.

Tote Planarien bei Versuch 2 nach etwa 24 Stunden.

Im 12-Liter-Aquarium mit „Black Rose“-Garnelen und Posthornschnecken waren sechs Tropfen ebenfalls erfolgreich. Eine Wiederholung der Behandlung nach 14 Tagen ist sinnvoll, um eventuell geschlüpfte Planarien abzutöten.

Beachten sollte man allerdings zwei Dinge: Erstens mögen die Schnecken anscheinend ebenfalls keinen Knoblauch. Während der Behandlung versuchten sie, das Aquarium zu verlassen. Ich habe sie daher schnell umgesiedelt. Zweitens verursachen die absterbenden Planarien eine hohe organische Belastung im Aquarium. Je kleiner das Aquarium und je größer die Menge an vorhandenen Planarien, desto eher hat dies negative Auswirkungen auf andere Bewohner.

Daher vor einer Behandlung möglichst viele Planarien per Falle aus dem Becken holen und nach der Behandlung häufiger einen Wasserwechsel durchführen. Der erste sollte frühestens 48 Stunden nach der Behandlung erfolgen. Ob weitere Wechsel notwendig sind, hängt auch von der Beckengröße ab. Je kleiner, desto häufiger sollten die Wechsel erfolgen. Nach meinen Erfahrungen ist nach einer Woche die Wasserbelastung spätestens wieder im normalen Rahmen.

Ob die Behandlung bei allen Planarienarten wirkt, kann ich nicht sagen. Es gibt auch Aussagen, dass die Behandlung mit Knoblauch nicht immer so gut klappt, manchmal wirke aber stattdessen Salz. Zumindest bei mir waren die Versuche mit entsprechender Konzentration erfolgreich.

Eine Planarie in einer Glasfalle.

Ich würde für die Behandlung auch das Knoblauchöl empfehlen, da dort die Dosierung erheblich einfacher ist. Ich vermute, dass die Wirkung bei unterschiedlichen Zehen verschieden stark ist. Bedenken sollte man bei der Nutzung auch, dass Knoblauch selbst antibakteriell wirkt und somit die Beckenbiologie beeinflusst. Daher gehören vermehrte Teilwasserwechsel und Beobachtung der Bewohner zur Behandlung dazu. Das gilt aber in der Regel für fast jede Behandlung.

Planarienkopf in 40-facher Vergrößerung nach Behandlung mit reinem Knoblauchöl. Ergebnis ist sofortiger Tod.


Das Testfazit

Knoblauch gehört seit Tausenden von Jahren zu den bekannten Heilpflanzen bei vielen Symptomen. Die antibakterielle Wirkung ist nachgewiesen. Auch die antithrombotische Wirkung (Verminderung von Blutgerinnseln) ist unstrittig. Tatsächlich ist Knoblauch aber auch als Mittel gegen Darmwürmer bei Menschen und Tieren bekannt und wird in der Naturmedizin gegen diese Beschwerden eingesetzt. Die Wirkung beruht – übrigens genau wie der Geruch – auf dem hohen Anteil an schwefelhaltigen Aminosäuren.

Der Erfolg der Behandlung von Planarien mit Knoblauch ist daher nicht verwunderlich. Wie bei jedem Arzneimittel ist allerdings mit den genannten Nebenwirkungen zu rechnen. Eine Dosierung nach dem Motto „Viel hilft viel“ ist nicht zu empfehlen. Lieber vorsichtig herangehen und einen Misserfolg in Kauf nehmen, als zu viel und ein „gekipptes“ Aquarium.