Rätst Du noch oder misst Du schon?

Rätst Du noch oder misst Du schon?

Phosphat und Nitrat: Die Genauigkeit des Tests ist wichtig

Text & Fotos: HEIKO BLESSIN


Ja, der Titel ist bei Ikea geklaut, aber ich finde ihn im Original einfach gut und er trifft unser aquaristisches Thema Wassermessungen und Problemermittlungen recht gut. Wenn ein Zoofachhändler einen Kunden nach Wasserwerten fragt, erhält er in 80 % der Fälle die Antwort: „Es ist alles im grünen Bereich!“ Nur dass ein Nitrit- oder Nitrattest gar keinen grünen Bereich hat. Und was ist überhaupt der grüne Bereich im Beispiel Nitrat?

Bei Wasseranalysen, um Problemen auf den Grund zu gehen, sind wir auf genaue Wassermessungen angewiesen. Ein Arzt würde sich bei einem Diabetiker auch nicht auf die Aussage verlassen: „Mein Blutzucker ist okay.“ Er würde Blut abnehmen, um sich ein genaues Bild zu verschaffen. Diese Blutuntersuchung entspricht unserem Wassertest.
Nun ist es so, dass Wassertests recht unterschiedlich sensibel anzeigen. Ich rede nicht von der Genauigkeit und unterstelle jetzt einfach mal, dass die seriösen Hersteller alle recht genau anzeigende Tests verkaufen. Es geht hier um den niedrigsten Wert, der angezeigt werden kann.
Einer der weltweit führenden Wissenschaftler im Bereich der Algenforschung vom IFM Geomar in Kiel sagte mir bei einem Gespräch über die Auswirkungen der Wassererwärmung, dass der Algenwuchs in der Ostsee ab Nitratwerten von 1,24 mg/l beginne und ein Absterben der Algen bei Nitratwerten unter 0,062 mg/l zu verzeichnen sei. Die Ostsee ist sicher etwas größer als unser Aquarium zu Hause, aber die Natur funktioniert eigentlich immer ähnlich.
Wenn Ihr nun Nitrattests zu Hause habt, deren geringster messbarer Wert bei 5 oder bei einem anderen Hersteller bei 12,5 mg/l liegt, stellt sich natürlich die Frage, wie mit diesen Tests sinnvoll gearbeitet werden kann. Wenn Du z. B. ein nitratreduzierendes Filtermaterial einsetzt (wie JBL BioNitrat Ex), solltest Du auch in der Lage sein, den Erfolg zu messen.
Nur dürfen wir in bepflanzten Aquarien die Nitrat- und/oder Phosphatwerte nicht so stark herunterfahren, da dann das Pflanzenwachstum leidet. Algen sind ja nun mal Pflanzen und beide reagieren auf Nährstoffe. Allerdings wachsen „höhere“ (= höher entwickelte) Aquarien­pflanzen schneller als Algen und nehmen somit beim Wachstum den Algen die Nahrung weg. Wenn wir also den Wuchs der Wasserpflanzen fördern, bekämpfen wir damit – ganz ohne Chemie – den unerwünschten Algenwuchs!

Schwebealgen

Schwebealgen kommen von zu hohen NO3- und PO4-Werten.


Zurück zu den Tests: Wenn Ihr nun Ni­trat-Tests zu Hause habt, deren geringster messbarer Wert bei 5 oder bei einem an deren Hersteller bei 12,5 mg/l liegt, stellt sich natürlich die Frage, wie mit diesen Tests sinnvoll gearbeitet werden kann. Wenn Du etwa ein nitrat- oder auch phosphatreduzierendes Filtermaterial einsetzt (wie JBL BioNitrat Ex/JBL PhosEx ultra), solltest Du auch in der Lage sein, den Erfolg zu messen.
Ohne Messungen würdest Du nach vier Wochen noch sagen: „Die Algen sind immer noch da und meine Tests zeigen bereits «nicht messbar» an“. In Wirklichkeit sind die beiden Werte durchaus messbar, liegen aber unterhalb der Nachweisgrenze des Tests! Die JBL-Forschung hat daher einen Nitrat- und Phosphattest entwickelt, der auch sehr niedrige Werte noch anzeigt. Der JBL PROAQUATEST NO3 NITRAT zeigt als geringsten Wert 1 mg/l und der Phosphat-Test sogar 0,05 mg/l an.

JBL Nitrat-Test
Einfach und sehr präzise, wenn die Anleitung genau befolgt wird


Der beste Weg in der Algenbekämpfung führt über eine Phosphatreduzierung. Miss unbedingt den aktuellen Phosphatwert, bevor Du einen Phosphatentferner einsetzt. So kannst Du nach/während Einsatz des Phosphatentferners überprüfen, wie viel des algenfördernden Phosphats bereits entfernt wurde.

Nicht in allen Aquarien liegen Phosphate und Nitrate im Überfluss vor! Aquascaper müssen Phosphate und Nitrate oft zuführen, da die vielen Pflanzen die Nährstoffe komplett abräumen und wegen der wenigen Fische (und damit geringerer Fütterung) kaum neue zugeführt werden.
Aber in „normalen“ Gesellschaftsaquarien kehrt sich das Spiel um und wir haben zu viele Fische (= viel oder zu viel Futter) und Nitrate sowie Phosphate liegen im Überfluss vor. Wer für seinen, fünf Neon umfassenden „Fischschwarm“, wöchentlich eine Literdose Futter verbraucht, sollte sich einmal grob informieren, was richtiges Füttern bedeutet. Die aus Überfütterung entstehenden Nitrat- und Phosphatmengen sind selbst mit guten Nitrat- und Phosphatentfernern kaum zu bewältigen. Mooskugeln oder Nitrat-/Phosphatentferner hin oder her…