Beschreibung Titelbild: Die Siporax-Fertigung ist sehr aufwendig, die produzierte Menge ist deswegen begrenzt.
Was für Materialien in den Filter kommen können
Text & Fotos: HARRO HIERONIMUS
Ob sich Innen- oder Außenfilter besser für das gewünschte Aquarium eignen, wurde in aquaristik 2-2024 diskutiert. Aber der beste Filter ist ohne das entsprechende Filtermaterial eine leere Hülle. Erst die Füllung macht aus einem geeigneten Filter einen guten Filter. Und hier ist die Auswahl fast unübersichtlich groß.
Mechanisch, biologisch oder chemisch/physikalisch? Oft werden diese drei Typen von Filtermaterial unterschieden. Dabei sind sie alle auch biologisch wirksam, allerdings unterschiedlich stark. Und wie stark ein Filtermaterial biologisch wirksam ist, also Platz für die zur biologischen Wasserreinigung nötigen Bakterien (Stichwort Stickstoffkreislauf) bietet, hängt vor allem von einer Eigenschaft ab: der zur Verfügung stehenden Oberfläche. Und diese kann sehr stark variieren.
Vorwiegend mechanisch
Zur mechanischen Reinigung werden überwiegend Filterwatte und Schaumstoff eingesetzt. Diese Materialien halten einen Großteil des gröberen Schmutzes ab, der vor allem aus Detritus (Fischkot, Pflanzenreste, Algen) besteht. Gleichzeitig bieten sie aber auch Zwischenräume, die zur Ansiedlung der Filterbakterien zur Verfügung stehen.
Bei einem Filtertyp, dem sogenannten Hamburger Mattenfilter, reicht der Schaumstoff sogar aus, sowohl mechanisch als auch biologisch ausreichend wirksam zu sein. Die Reinigung ist leicht: Wenn nötig, werden diese Materialien unter lauwarmem Wasser ausgewaschen und können oft wiederverwendet werden. Schaumstoff wird in verschiedenen Porendichten angeboten, meist von 30-50 PPI. PPI bedeutet Pores per Inch, also Poren pro Zoll. Als mechanischer Filter sind die gröberen besser geeignet, als biologischer Filter kann auch die feinere Qualität benutzt werden.
Schaumstoff wird in vielen Filtern eingesetzt, die gröbere Variante besonders zur Schmutzentfernung.
Verschiedene Porendichten bei Schaumstoff (von links nach rechts): 50, 40 und 30 PPI.
Vorwiegend biologisch
Die meisten Filtermaterialien werden zur biologischen Reinigung des Aquarienwassers eingesetzt. Dabei geht es darum, den „guten“ Filterbakterien, die aus den Schadstoff en Ammonium und Nitrit Nitrat produzieren, ausreichend Platz zu geben. Und das geschieht, indem man eine möglichst große Oberfläche zur Verfügung stellt. Allerdings reicht dies noch nicht, man muss auch darauf achten, dass die Oberfläche nicht zusetzt, etwa durch Detritus. Deswegen sind auch Vorfilter zur mechanischen Reinigung überaus sinnvoll, wie sie im vorigen Kapitel beschrieben wurden.
Solche Ringe gehören auch zu den Filtermaterialien mit großer Oberfläche.
Die Standzeit eines Filters ist ein Hinweis darauf, ob ein Filter ausreichend groß ist und das richtige Filtermaterial beinhaltet. Diese Standzeit ist das Intervall zwischen zwei notwendigen Reinigungen, also die Zeit, die der Filter gut gelaufen ist und dann in der Leistung nachlässt (aufgrund der Verschmutzung). Je länger sie ist, desto besser arbeitet der Filter samt Filtermaterial. Eine regelmäßige Reinigung des Filters ist nicht notwendig, solange er normal arbeitet. Denn eine Reinigung reduziert die Filterbakterien. Sie sollte deswegen auch nur mit lauwarmem Wasser vorgenommen werden, mit dem die Materialien ausgewaschen werden. Keinesfalls dürfen Reinigungsmittel verwendet werden.
Beispiel des Aufbaus in einem Außenfilter mit verschiedenen Kammern.
Vielen Aquarianern stellt sich die Frage, welches Filtermaterial denn das beste ist. Diese Frage ist allerdings nicht einfach zu beantworten. Grundsätzlich ist jedes Filtermaterial mit einer großen Oberfläche günstig. Je kleiner der Filter und/oder je dichter das Aquarium besetzt ist, desto größer sollte die Oberfläche sein. Nach Firmenangaben hat das Filtermaterial Siporax, das aus gesintertem Glas besteht und exklusiv von der Firma Sera produziert und vertrieben wird, die größte Oberfläche für ein Filtermaterial für Süßwasseraquarien, gemessen in Quadratmeter je Menge Material.
Ein Aquarium mit klarem Wasser – dazu braucht es einen passenden Filter und das richtige Filtermaterial.
Gute Filtermaterialien wie Siporax haben zudem die Eigenschaft, dass sich die Bakterienschichten, die sich auf der Materialoberfläche bilden, von alleine ablösen und das Filtermaterial praktisch selbstreinigend ist. Die sich lösenden Bakterienschichten stellen kein Problem dar, wenn sie ins Aquarium gelangen, da sie ungiftig sind und keine Schadstoffe enthalten.
Wie viele andere stammen auch diese Filtermedien aus der kommerziellen Abwasserreinigung.
Besonders für kleinere Filter sind diese nicht so großen Filterkörper geeignet.
Vorwiegend chemisch/physikalisch
Es gibt kaum ein handelsübliches Filtermaterial, das auf längere Zeit vorwiegend chemisch wirkt, also etwa Schadstoffe bindet. Zeolith wäre eine solche Option, aber die benötigte Menge für einen wirksamen Abbau etwa von Phosphaten ist viel zu groß für die angebotenen Filter.
Filterwatte ist immer noch ein viel benutztes Material für die überwiegend mechanische Filterung.
Das Einbringen in Filtersäcken verhindert ein Vermischen der Materialien.
Aktivkohle dagegen kann tatsächlich als eine Art chemischer/physikalischer Filter angesehen werden. Das ist eine speziell hergestellte feinporige Kohle, die stark adsorbierende Wirkung hat. Sie ist besonders zur Reduktion von Medikamentenresten oder unerwünschten Färbungen geeignet. Allerdings ist die Wirkdauer sehr begrenzt. Sie wirkt eben nur so lange, wie die adsorbierende Wirkung anhält und die Aktivkohle etwa mit Medikamentenresten voll beladen ist.
Danach kann sie noch eine gewisse Zeit lang als – schwacher – biologischer Filter benutzt werden, bevor alle Poren zusetzen. Je nach Verschmutzung, die aufgenommen werden soll, dauert die adsorbierende Wirkung maximal sechs Wochen. Aktivkohle ist also ein Filtermaterial, das nur kurzfristig zu den genannten speziellen Zwecken eingesetzt werden sollte.
Schwarztorf ist ein Filtermedium für spezielle Anwendungen.
Ein weiteres chemisch wirksames Filtermaterial ist Torf, vor allem Schwarztorf. Er ist als Ionenaustauscher wirksam, reichert das Wasser mit Gerb- und Huminstoff en an und enthärtet es gleichzeitig. Deswegen darf Torf nur sparsam eingesetzt werden, denn eine zu starke Enthärtung kann zu einem Säuresturz führen. Beim Einsatz von Torf sollte man deswegen regelmäßig den pH-Wert messen.
Tipp zur Urlaubszeit
Einige Aquarianer wollen vor einem Urlaub sichergehen, dass der Filter gut läuft, und unterziehen ihn einer gründlichen Reinigung, eventuell noch verbunden mit einem großzügigen Wasserwechsel. Das kann aber zur Folge haben, dass das Filtermaterial wirkungslos wird und es zu einer Anhäufung von Schadstoffen mit fatalem Ausgang kommt. Der Ärger ist dann groß, wenn nach der Rückkehr aus dem Urlaub die Aquarienbewohner tot oder schwerkrank sind. Deswegen sollte eine solche Maßnahme etwa zwei bis drei Wochen vor dem Urlaub vorgenommen werden, damit man den Erfolg noch beobachten und kontrollieren kann.