Sieben neue Flusskrebsarten aus Papua

Sieben neue Flusskrebsarten aus Papua

Beschreibung Titelbild: Der orange-blaue Cherax bomberai wird auch als „Devil“ bezeichnet.

Eine kleine Übersicht in Wort und Bild

Text: ULLI BAUER
Fotos: CHRIS LUKHAUP


Im Aquaristikhandel tauchten in den letzten beiden Jahrzehnten immer wieder neue bunte Krebse vor allem aus Papua auf. Chris Lukhaup, Rury Eprilurahman und Thomas von Rintelen haben im Juni 2025 sieben neue Flusskrebsarten in der Gattung Cherax aus West Papua auf der tropischen Insel Neuguinea beschrieben. Die Gattungkommt auf Neuguinea und in Australien vor. Mit den Neubeschreibungen steigt die Zahl der bekannten Cherax-Arten auf 20.

Männliche Cherax doberai haben keine Scherenblasen; mit ungefähr 7 cm ist der ehemalige Cherax sp. „Blue“ ein recht kleiner Krebs.

Der schöne Cherax farhadii ist recht variabel; dieses „Red-Cheek“-Männchen erkennt man an den hellen Scherenblasen.


neue Krebse – Schlag auf Schlag

Im Mai 2019 erhielt Chris Lukhaup zwei neue Arten über die Firma Maju Aquarium, Jakarta, beide aus demselben namenlosen Bach im Regierungsbezirk Teluk Bintuni auf West Papua: Cherax sp. „Red cheek“ und Cherax sp. „Blue“. Im Juni 2022 fanden der Flusskrebsfan Liauw Pauw Phing von der KK Crayfishfarm Jakarta und sein Team einen weiteren der Wissenschaft unbekannten Krebs auf dem südöstlichen Teil der Insel Misool, den sie als Cherax sp. „Amethyst” zum bekannten Großhändler Herbert Nigl (Aquarium Dietzenbach) schickten. Im Januar 2024 sandte Phing Fotos von vier weiteren bis dato unbeschriebenen Krebsen. Drei davon wurden im Dezember 2024 auf der Halbinsel Bomberai in West Papua exklusiv für Aquarium Dietzenbach gesammelt: Cherax sp. „Devil”, Cherax sp. „Creamy Blue” und Cherax sp. „Orange Line”, und im Januar 2025 kam dann auch die vierte Art aus dem Regierungsbezirk Kaimana bei Herbert Nigl an: der wunderschöne Cherax sp. „Peacock”. (Wir berichteten in Ausgabe 01/25.)

Die Halbinsel Bomberai, West Papua, Indonesien, mit dem Vorkommen von Cherax arguni, C. bomberai, C. kaimana und C. nigli.

Die Halbinsel Doberai, West Papua, Indonesien, mit dem Vorkommen von Cherax doberai und C. farhadii.

Die Insel Misool im Regierungsbezirk Raja Ampat in West Papua, Indonesien, mit dem Vorkommen von Cherax veritas.

All diese Arten wurden in der nun veröffentlichten Arbeit wissenschaftlich beschrieben. Teilweise werden die genauen Fundorte verheimlicht, um die Tiere vor Übersammlung zu schützen.

Cherax arguni wird etwa 14 cm lang; hier ein Männchen des „Creamy Blue“ mit hellen Scherenblasen.



INFO: Wissenschaftliche Namensgebung aka Nomenklatur

Der wissenschaftliche Name einer Art besteht aus zwei Teilen: Gattungs- und Artname. Eine Gattung fasst Arten zusammen, die besonders eng miteinander verwandt sind. Üblicherweise werden die Gattungs- und Artzugehörigkeit an der Morphologie (also an Form und Aussehen) festgemacht, heutzutage natürlich auch an der Genetik. Der Gattungsname kann sich bei Revisionen und Neueinordnungen ändern, der Artname bleibt in der Regel gleich – sofern nicht dasselbe Tier bereits früher beschrieben wurde. Dann gilt der ältere Name. Der wissenschaftliche Name wird in der Regel latinisiert – das bedeutet, dass er nicht zwingend lateinisch sein muss, aber mit lateinischen Endungen ausgestattet ist. Oft bezieht sich der Artname auf Eigenschaften oder den Fundort. Wenn Arten nach Persönlichkeiten benannt werden, sieht man häufig die lateinische Genitivendung „i,“
wenn die Art nach einem Mann, und „ae“, wenn sie nach einer Frau benannt wurde.

Literatur: Lukhaup, C.; Eprilurahman, R.; von Rintelen, T.: Seven New Species of Crayfish of the Genus Cherax (Crustacea, Decapoda, Parastacidae) from Western New Guinea, Indonesia. Arthropoda 2025, 3, 10.

Im Habitat kommt der „Orange Line“ (Cherax kaimana) zusammen mit Cherax arguni vor.

Einer der schönsten papuanischen Krebse ist Cherax nigli, der „Peacock“-Flusskrebs.


Cherax arguni

Bekannt als „Creamy Blue“, beheimatet in Bächen nahe des Dorfes Rafa im Norden des Regierungsbezirks Kaimana, West Papua: Dort kommt der nachtblaue Krebs zusammen mit Cherax kaimana vor. Der vorgeschlagene Handelsname lautet „Arguni Creamy Blue“. Benannt wurde er nach der vom Verschwinden bedrohten indigenen Sprache Arguni, die auf der Halbinsel Bomberai gesprochen wird, auf der die Art endemisch (endemisch = nur an einem bestimmten Ort vorkommend) ist.


Cherax bomberai

Ihn kennen wir im Hobby bislang als Cherax sp. „Devil“. Der wunderschöne Krebs lebt im Einzugsgebiet des Otauar River im nordwestlichen Regierungsbezirk Fafak auf der Halbinsel Bomberai, nach der er benannt wurde. Er wird etwa 12 cm groß.


Cherax doberai

Dieser Krebs kommt aus dem Regierungsbezirk Teluk Bintuni auf der Halbinsel Doberai (auch bekannt als Vogelkop-Halbinsel), die ihm seinen Artnamen gab. Als Trivialname wird „Doberai Blue Crayfish“ vorgeschlagen.

Die lilafarbene Form von Cherax veritas kannte man als Cherax sp. „Amethyst“.

Cherax farhadii

Der 11-12 cm große Cherax wurde nach dem Wirbellosenfan und langjährigen Freund von Chris Lukhaup Farschad Farhadi benannt. Der vormals wegen seines auffälligen roten Wangenflecks als Cherax sp. „Red Cheek“ bekannte Krebs kommt ebenfalls von der Doberai-Halbinsel. 


Cherax kaimana

Dieser als Cherax sp. „Orange Line“ bekannte Krebs stammt aus dem Regierungsbezirk Kaimana, nach dem er benannt wurde. Mit 10 cm ist der bläuliche Flusskrebs mit dem auffallenden orangefarbenen Rückenstrich auf dem Pleon auch eine eher kleinere Art.

Die blaue Form sieht anders aus als der Amethyst-Flusskrebs, ist aber ebenfalls ein Cherax veritas.


Cherax nigli

Der bisher als Cherax sp. Peacock bekannte 11 cm groß werdende Flusskrebs wurde nach Herbert Nigl benannt, dem Inhaber von Aquarium Dietzenbach, der seit 25 Jahren papuanische Flusskrebse importiert und sich um die Flusskrebsforschung sehr verdient gemacht hat. Auch dieser Krebs kommt aus dem Regierungsbezirk Kaimana.

Cherax veritas

Dieser wissenschaftliche Name ist eine Verbeugung vor Julian Assange, der sich als Gründer von Wikileaks der Wahrheit (lateinisch „veritas“) verpflichtet fühlte. Der 12 cm große Krebs kommt nur in einem begrenzten Gebiet auf der Insel Misool vor; es gibt eine lilafarbene und eine blaue Form.


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512 Seiten, Format DIN A4, 1.110 Farbfotos
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