Stein auf Stein –  Zelle für Zelle

Stein auf Stein – Zelle für Zelle

Warum eine ausgewogene Nährstoffversorgung so wichtig für Aquarienpflanzen ist

Text & Fotos: MAIKE WILSTERMANN-HILDEBRAND

Jede Zelle einer Pflanze besteht aus den chemischen Elementen, die sie als Nährstoffe aufgenommen hat. Wie die Baumaterialien für ein Haus müssen diese in einem sinnvollen Verhältnis zueinander vorhanden sein, damit aus ihnen ein funktionierender Pflanzenkörper entsteht.

Wie das Mauerwerk eines Gebäudes ist eine Zellwand aus verschiedenen Materialien zusammengesetzt. Das Grundgerüst bildet Zellulose aus Kohlenstoff und Wasser. Für die Stabilität sorgt Kalzium, das die langen Kohlenhydratketten wie Mörtel verbindet.

Alge

Wie die Steine in einer Mauer reihen sich die Zellen in einem Blatt aneinander. Zwischen ihnen liegen Leitungsbahnen.

So wie Kupferkabel in den Wänden eines Hauses Strom transportieren, so bringen Phosphatverbindungen in den Leitgefäßen Energie von einer Pflanzenzelle zur nächsten. Das Magnesium im Chlorophyll, das das Licht für die Fotosynthese einfängt, entspricht in diesem Vergleich den Fenstern.
Jeder Nährstoff erfüllt im Pflanzenkörper Aufgaben und muss im richtigen Verhältnis zu den anderen vorhanden sein, damit eine funktionelle Einheit entsteht. Manche Nährstoffe wie Kohlenstoff, Kalzium und Magnesium werden wie Stein, Beton und Holz beim Hausbau in größerer Menge benötigt.
Mikronährstoffe haben in diesem Vergleich die Bedeutung von Nägeln, Schrauben oder Lichtschaltern. Es wird nur wenig von ihnen benötigt, aber ohne sie entsteht kein bewohnbares Gebäude.

 

Pfusch am Bau

Wenn irgendein Nährstoff fehlt, kann keine voll funktionsfähige Pflanze entstehen. In begrenztem Maße können einige Elemente in ihrer Funktion durch andere ersetzt werden, aber das bleibt immer „Pfusch am Bau“. Es wäre fatal, als Ersatz für fehlenden Mörtel die Ziegelsteine ersatzweise mit Silikon zu verkleben oder einfach weniger Zement in den Beton für die Zwischendecken zu mischen, weil er gerade etwas knapp ist. Auch ein dichtes Dach ergibt sich nur, wenn ausreichend Dachpfannen für die ganze Fläche vorhanden sind.
Ähnlich verhält es sich mit Aquarienpflanzen. Nur dass die immer weiterwachsen, bis ihnen der Kohlenstoff ausgeht. Im Prinzip baut eine Pflanze immer weiter an, bis sie keine Ziegelsteine mehr hat. Sie bildet notfalls kleinere oder krumme Blätter, um die Wände und das metaphorische Dach irgendwie dicht zu bekommen. Sie nutzt Kleister und Silikon als Bindemittel, verzichtet auf Fenster oder baut welche ein, wo keine hingehören.
Für Pflanzen ist das stetige Wachstum so wichtig, dass sie sogar Nährstoffe aus alten Blättern in die neuen transportieren. Sie bauen Material aus dem Erdgeschoss wieder ab, um im dritten Stock ein weiteres Zimmer fertigzustellen. Das Ergebnis ist eine anfällige Bauruine mit verkrüppelten Triebspitzen und chlorotisch verfärbten Blättern.

Blattadern

 Wie Stromkabel und Wasserleitungen durchziehen die Leitgefäße den Körper der Pflanze und versorgen ihn mit Energie und Wasser.

 

Gezielte Düngung


Ebenso unerfreulich ist es, wenn irgendetwas im Überschuss vorhanden ist. Auf der Baustelle sind überflüssige Baumaterialien im Weg. Im Aquarium sammeln sich überschüssige Nährstoffe im Wasser an und einige davon fördern das Auftreten von Algen.

Darum ist es wichtig, sich immer wieder einmal mit einem Wassertest einen Einblick in das Baugeschehen zu verschaffen. Wenn etwas fehlt, kann man es mit gezielter Düngung ergänzen. Überschüsse transportiert ein Wasserwechsel ab.

 

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