Der AK Fischkrankheiten: von Krankheit, Diagnose und Heilung der Fische
Text: THOMAS LEITZ
Titelbild: Barbara Masurat
Auf einmal ist es passiert: Die Aquarienfische zeigen abnormes Verhalten, sind in ihrem Aussehen verändert oder haben offensichtlich Parasiten. Die Tiere sind augenscheinlich erkrankt. Das Verständnis von Erkrankungen und ihren Ursachen ist deshalb wichtig für die Aquarianer und damit mittelbar auch für die Tiere.
Schon 1967/68 bot der Biologe Professor Gottfried Schubert von der heutigen Uni Hohenheim Wochenendseminare zu Fischkrankheiten an. Einige Teilnehmer der Seminare aus dem Bezirk 18 (Hessen) des VDA (Verband Deutscher Aquarien- und Terrarienvereine) trafen sich 1969 zur Gründung einer „Arbeitsgemeinschaft Fischkrankheiten“. Die Ziele waren, ein vertieftes Verständnis für die Krankheiten der Aquarienfische zu erlangen und dadurch auch Handlungsoptionen abzuleiten.
Plakat zur Einladung aus 2006.
Als Treffpunkt der AG konnte der Clubraum des Aquarienvereins Hottonia in Darmstadt belegt werden. Die ersten Vorsitzenden waren Norbert Heinz aus Egelsbach bei Langen und ab 1971 bis 2015 Karl Wilfried Hamel aus Bensheim-Auerbach. Unterstützt wurde die AG auch durch den Biologen Dr. Günter Schmidt aus Roßdorf, der sein umfassendes Wissen über Fischkrankheiten in Theorie und Praxis gerne an die AG-Teilnehmer weitergab.
Die AG war sehr erfolgreich und wurde schnell bekannt, sodass nach fünfjähriger Tätigkeit der damalige Präsident des VDA, Rolf Wasner, eine Tätigkeit auf Bundesebene anregte und somit den Anstoß zur Gründung des „Arbeitskreises Fischkrankheiten“ (AKF) gab, der damit der älteste AK des VDA ist. Seither wirkt der AKF bundesweit.
Frühes Treffen des AKF in 1989. (Foto: Dieter Untergasser)
Treffen und mehr
Der AKF bietet relevante und kompetente Unterstützung in allen Fragen der adäquaten Haltung von Aquarienfischen. Wie schon in den frühen Tagen des AKF, so wird auch heute ein zweimonatliches Treffen im Ackermann-Haus des Vivarium Darmstadt (jeweils am zweiten Samstag im ungeraden Monat um 10 Uhr) angeboten.
An dem letzten Treffen hatte Yasin Akdemir teilgenommen, der seltene Arten (etwa Pelvicachromis-, Standortvarianten und Corydoras oiapoquensis und C. gossei) pflegt und züchtet. Er war zuvor durch ein Mitglied des AKF auf diesen aufmerksam geworden. „Ich wurde sehr offen, freundlich und warmherzig empfangen“, berichtet Yasin. „Die Strecke von ca. 200 km nehme ich gerne in Kauf, wenn ich betrachte, wie viel ich im Arbeitskreis lernen, mein Wissen erweitern und mitteilen kann.“
Zur Anfertigung mikroskopischer Präparate werden Chemikalien verwendet. (Foto: Dieter Untergasser)
In der Tat kommen Mitglieder des Arbeitskreises zum Teil aus mehreren Hundert Kilometern Entfernung und bringen auch eigene Mikroskope mit, um mikroskopische und andere Methoden zur Untersuchung kranker Fische zu erlernen und durchzuführen. Zu den Treffen können erkrankte Fische mitgebracht werden. So ist unter Umständen auch die Untersuchung verendeter Tiere noch möglich, wenn sie auf Eis transportiert wurden.
„Ich habe gesehen und gelernt, dass das Tier, welches ich mitgebracht hatte, keine Parasiten enthielt, aber unter totaler Blutarmut gelitten hat“, berichtet Yasin vom Ablauf. „Dieter Untergasser riet mir, das Immunsystem mit einem speziellen Futter aufzubauen.“ Das führte ihn zu der Erkenntnis, keine unnötigen Medikamente ins Becken zu geben. „Das schont meine Tiere, meinen Geldbeutel und die Umwelt.“
Arbeitsplatz für Untersuchungen. (Foto: Hans-Joachim Schirmer)
Dieter Untergasser als international renommierter Experte leitet den AKF seit 2015 und gibt sein Wissen gerne durch Vorträge und Vorführungen weiter. Er vertritt auch im VDA das Referat Fischkrankheiten (RF).
Die Treffen sind offen für alle Interessierten. Es sind keine Vorkenntnisse notwendig. Auch fachspezifisch ausgebildete Personen sind zur Unterstützung des Teams immer willkommen. Bei einem gemeinsamen Mittagessen lernen sich die Teilnehmerinnen und
Teilnehmer persönlich kennen und fachsimpeln gerne über die Aquaristik und darüber hinaus. Feste Mitglieder des AKF zahlen einen Monatsbeitrag von 2 Euro. „Eine tolle Arbeitsgruppe. Ich bin total angetan und kann jetzt noch gezielter und spezieller den anliegenden Fall angehen“, resümiert Yasin.
Kostenlose Weiterbildung
Die Zeit der Corona-Pandemie machte physische Treffen im Vivarium unmöglich. Es sollte aber auch weiterhin ein gutes Zusammenhalten und eine kontinuierliche Weiterbildung gewährleistet werden. Daraufhin etablierte Barbara Masurat aus Eltville eine Zoom-Vortragsreihe. Hier werden im zweimonatlichen Abstand im ungeraden Monat jeweils am zweiten Mittwoch um 20 Uhr kompetente Vorträge zu Fischkrankheiten, aber auch allen anderen Themen der Aquaristik, kostenlos angeboten.
Dieter Untergasser leitet den AKF seit dem Jahr 2015. (Foto: Oliver Mengedoht)
Im Internet kann sich jeder für den jeweiligen Vortrag anmelden. Die erfolgreiche Vortragsreihe wird von Barbara Masurat auch in den sozialen Medien beworben und hat im Moment regelhaft bis zu 100 Teilnehmende. Eine ausführliche Diskussion gibt den Zuhörenden die Möglichkeit, alle vorhandenen Fragen mit den Vortragenden zu besprechen.
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