Die Aqua Expo XXL bricht zur Premiere in Hamm den Besucherrekord
Text & Fotos: OLIVER MENGEDOHT
„Auf diese Messe habe ich zwölf Jahre hingearbeitet, das war immer mein Traum“, verriet Michael J. Schönefeld bei der ersten Aqua Expo XXL in den Zentralhallen Hamm. Dorthin war die Veranstaltung von der Galopprennbahn in Dortmund-Wambel umgezogen, wo einfach kein Platz mehr für Expansion war. 7.380 Besucher bedeuteten nun Ende April einen Besucherrekord für die Aqua Expo.
„Wo sind denn Eheim und JBL?“, fragten zwar einzelne Besucher, aber die Mehrheit war wohl ebenso zufrieden wie die Händler und Hersteller. „Manche sind 300 Kilometer gefahren und haben es nicht bereut“, wusste etwa Michael Degen zu berichten, Geschäftsführer von Tropical Deutschland. Und Nils Naujoks, Eigentümer von Aquado-Zoo Dortmund, dem größten Aussteller in Hamm, bilanzierte treffend: „Umzug gelungen!“ Thomas Metzner von OsmoUnity hatte erfreute Rückmeldungen bekommen, dass es keine Treppen mehr gebe.
Daichi Araki (l.) und Yusuke Homma von ADA Japan bei der Einrichtung eines Naturaquariums.
Dabei kann die Messe an diesem Standort noch wachsen, zur Erstauflage war nur eine Halle belegt. So freute sich auch manch Besucher, dass das große Gedränge und Geschiebe auf den engen Gängen in Dortmund der Vergangenheit angehörte. Und Werner Bätz, der für Schönefeld das Garnelenchampionat TGISC (The German International Shrimp Contest) organisiert, war äußerst erleichtert, dass er mit seinem siebenköpfigen Team nicht mehr 20 Gestelle, 200 Aquarien und vier Osmoseanlagen bis unters Dach schleppen musste, sondern mit dem Hubwagen in die Halle bringen konnte.
Gelungener Umzug in die Zentralhallen.
„Schön, dass es überhaupt eine Messe dieser Größe in der Region gibt“, befand Eddy Kuppert von Hagen, der mit drei Mitarbeitern den Stand der Marke Fluval betreute. „Davon bräuchte es mehr für die Aquaristik!“ Auch Yusuf Yener, Geschäftsführer von Aqua Ruhr, zeigte sich begeistert: „Am Samstag konnte man kaum laufen oder etwas sehen.“ Er habe aufgrund des tollen Marketings viel Andrang erwartet, „aber nicht so!“ Er habe sich schon für die kleinere „Aqua to go“-Ausgabe im Oktober, die nun zusätzlich zur XXL-Version in Hamm stattfindet, angemeldet. Bei dem Nebenberufler, der nur auf Messen und online verkauft, waren die Regale leer, am besten liefen CO2-Anlagen.
Publikumslieblinge: Die Leopardkugelfische, eigene Nachzuchten von Unter Wasser Freiburg.
Auf „Abschiedstour“ befanden sich Schaus. Wer Carola und Günther Schau die letzten Jahre vermisst hatte: Das traditionelle Familienunternehmen war seit 2019 auf
keiner Messe mehr gewesen, zuletzt vor Corona in Dortmund und Sindelfingen. „Ich habe meinen Mann überzeugt, noch ein letztes Mal auf Messe zu gehen und Abschied von der Szene und unseren Kunden zu nehmen“, erklärte die Inhaberin der Zierfischzüchterei. Nur Börsen, den Onlineshop und die Züchterei betreiben die beliebten Thüringer weiter.
Bei den Vorführungen der ADA-Experten reichten die Zuschauerstühle nicht mehr aus.
Aus Freiburg war Unter Wasser angereist, als Partner von Aquarium Münster. Gesellschafter Stephan Tritschler erklärte, dass er nach 15 Jahren Pause mal wieder Messe machen wollte. Neben seltenen Salmlern und selbst nachgezüchteten, raren Leopardkugelfischen boten die Breisgauer eigene Ableger von Korallen an.
Beim Garnelenchampionat TGISC konnten die Besucher Hochzuchttiere in 200 Becken bestaunen.
Auf „Abschiedstour“: Carola und Günther Schau mit ihrer Zierfischzüchterei.
Aquado-Zoo-Inhaber Naujoks fand den Besuch für Ende April, Kaiserwetter und Ferien sehr gut. „Nur der Herbst wäre noch besser.“ Auf 150 Quadratmetern hatte der Dortmunder Händler eigene Produkte und von den Herstellern Oase, Daytime, Dennerle, Juwel und Sera. „Wir überlegen, etwas kleiner auch auf die To-go-Ausgabe im Oktober zu gehen.“ Er war beeindruckt, was in den Zentralhallen alles geht: „The Art of the Planted Aquarium wäre doch so in Dortmund überhaupt nicht möglich gewesen.“
Marek Lisowski (l.) und Rudolf Pohlmann von der DKG zeigten die Freilandhaltung von Killifischen an einem anschaulichen Beispiel.
Ingo Seidel (l.) und Andreas Tanke signierten ihr neues Antennenwels-Buch.
In der Tat belegte der Aquascaping-Wettbewerb eine fast ebenso große Fläche wie der bekannte Händler. In den Kategorien XL, Nano und Wabikusa wurden hier live vor den Augen des Publikums kreative Landschaften im Aquarium gestaltet. Dazu waren mit Yusuke Homma und Daichi Araki zwei Suikei-Creators angereist, die ADA Japan zu Workshops und Vorträgen entsandt hatte. Da reichten die Stühle für die Zuschauer nicht aus.
Tropical war nicht nur als Händler vor Ort, sondern auch als Sponsor des International Guppy Contest.
Eine der Teilnehmerinnen: Tanja Pechhold, die für aquaristik von der Siegerehrung des IAPLC-Wettbewerbs in Japan berichtet hatte, wo sie den 69. Platz unter 1.450 Teilnehmern weltweit belegt hatte. Die Aquascaperin belegte in Hamm den 2. Platz bei Wabikusa, bei Nano den 11. Platz. „Live war es für mich das erste Mal: Stressig, aber positiv. Unter dem Zeitdruck kann ich mich nicht so sehr in Details verlieren, aber es hat Spaß gemacht.“ Außerdem sei die ganze Truppe sehr nett und das Gemeinschaftsgefühl stark.
„AquaOwner“ Tobias Gawrisch (l.) filmt, während Juror Jurijs Jutjajevs (r.) Teilnehmerbecken beim Wabikusa-Wettbewerb bewertet.
Händler Nils Naujoks fällte das eindeutige Urteil: „Umzug gelungen!“
Carsten Logemann vom Garnelenhaus in Hamburg fand das Niveau beim Wettbewerb sehr hoch. Er nahm an der feierlichen Scapersnight, der Preisverleihung, teil, um „in Erinnerungen zu schwelgen, alte Freunde zu treffen und in Ruhe Gespräche führen zu können, wie das auf einer Messe nicht geht.“
Der Dähne-Stand war wieder Treffpunkt für viele Aquarianer – Bücher und Zeitschriftenabos wurden natürlich auch verkauft.
Das Siegerbecken von Tono Dreßen in der Nano-Kategorie des TAotPAWettbewerbs.
Auch Vereine wie der VDA, die Medakafreunde oder Amazonas 73 hatten Stände aufgebaut. Bei der Deutschen Killifisch-Gemeinschaft (DKG) zeigten Rudolf Pohlmann und Marek Lisowski von der Regionalgruppe Ruhrgebiet die Freilandhaltung an einem anschaulichen Beispiel. Sie er- klärten, dass nicht alle Killifische nur ein paar Monate leben und hatten Fischbecken mit QR-Codes zu Beschreibungen der Tiere versehen.
Die Becken bei den Aquascaping-Wettbewerben waren vor Publikum gestaltet worden.
Die Welsspezialisten Andreas Tanke und Ingo Seidel zeigten als Weltpremiere ihr neues Antennenwels-Buch. „Der Verkaufsstart ist eigentlich erst in einer Woche, aber die Druckerei hat uns etwas früher geliefert“, freute sich Andreas. Ingo hatte an seinem Stand bei den Internationalen Wels-Tagen weiß-schwarze Welse am schnellsten ausverkauft, „die sind eben am auffälligsten“. Auch am Dähne-Stand, wo das Buch ebenfalls verfügbar ist, verkaufte sich das dicke Werk gut.