Was hilft gegen Planarien?

Was hilft gegen Planarien?

Ein Test, ob Wasseraufbereiter als Mittel taugen statt Medikamenten

Text & Fotos: CHRISTIAN SPLETTSTÖßER


Planarien sind die größte Angst vieler Aquarianer. Vor allem Garnelen- und Schneckenhalter fürchten diese Würmer. Als räuberisch lebende Tiere sind Planarien eine potenzielle Bedrohung gerade für diese Arten. Die Würmer als Planarien zu identifizieren ist recht einfach, da das Aussehen nicht zu verwechseln ist: Der dreieckige Kopf mit den beiden markanten Augenflecken ist eindeutig.
In Gesellschaftsbecken mit Fischen ist eine Bekämpfung meist nicht notwendig. Die Planarien bleiben im Bodengrund und ernähren sich von dort lebenden Kleinstlebewesen. In Zuchtaquarien und Garnelen- und Schneckenbecken sieht es  etwas anders aus. Hier vermehren sich die Planarien oft deutlich stärker und sind auch über dem Bodengrund unterwegs. Laich und kleinste Nachkommen sind dann begehrte Beute.

30LiterCube von Dennerle: Die Planarien wurden eingeschleppt über auf einer Börse gekauft es Moos.


Zahlreiche Methoden

Eine Bekämpfung der unerwünschten Würmer ist nicht ganz einfach. Effektive Medikamente (wie Panacur) sind verschreibungspflichtig und nur über den Tierarzt zu bekommen. Schnecken reagieren allerdings ebenfalls darauf und auch bei Garnelen muss man damit sehr vorsichtig umgehen.
Es gibt noch zahlreiche andere Methoden, um die Würmer zu bekämpfen. Manche davon, wie Aushungern oder Zerquetschen, sind völlig ungeeignet, andere nicht effektiv oder wie die Medikamente für andere Bewohner ebenfalls gefährlich. Ich stolperte im Internet über einen Artikel von Ulli Bauer, in dem sie erwähnte, dass es Berichte über die Behandlung von Planarien (und Hydren) mit Sera Toxivec durch direktes Vernebeln gibt.

Eingefangene Planarie am Köder.

Eine klassische Planarienfalle im Einsatz.

Wirkt Toxivec gegen Planarien?

Sera Toxivec ist ein Wasseraufbereiter, der als Erste Hilfe bei fischtoxischen Schadstoffen im Aquarium angeboten wird. Also ein Mittel, das in keiner Weise für die Behandlung von Planarien gedacht ist, aber zumindest in normaler Dosierung definitiv nicht gefährlich für die Bewohner ist. Auf dem Produkt steht, dass es in akuten Fällen auch in bis zu fünffacher Dosierung angewendet werden darf. Ich habe daraufhin Toxivec in fünffacher Überdosierung in ein befallenes Becken gegeben. Die gute Nachricht ist, dass alle Garnelen und Schnecken die Behandlung überstanden haben – das hatte ich auch so erwartet. Leider sind auch alle Planarien noch munter und lebendig. Es wäre auch zu schön gewesen!
Eine höhere Konzentration im Aquarium einzubringen, steht für mich jedoch außer Frage. Das Risiko, auch die Bewohner zu schädigen, dürfte deutlich steigen und wiegt für mich keinesfalls den Nutzen auf. Da mich das Thema aber nicht losgelassen hatte, verlagerte ich die Behandlung in kleine Testbecher.

In hoher Dosis

In fast reinem Toxivec war die eingesetzte Planarie fast augenblicklich tot und circa zwölf Stunden später nahezu komplett aufgelöst. Eine Messung ergab einen pH-Wert von um 9, ein Tröpfchentest zeigte eine Farbe jenseits der Palette an (>10). Somit dürfte die hohe Laugenwirkung (Alkalität) für die Auflösung verantwortlich sein. Ob auch der pH-Wert oder ein Bestandteil des Mittels für die letale Wirkung verantwortlich sind, kann ich nicht sicher sagen. Dahingehende Tests liegen derzeit außerhalb meiner Möglichkeiten.
Die Augen einer Planarie unter dem Mikroskop in 40facher Vergrößerung.
Auch andere Wasseraufbereiter, wie etwa JBL Biotopol mit einem deutlich geringeren pH-Wert um 8, haben die gleiche Wirkung. Auch hier sterben die Planarien fast augenblicklich. Eingesetzte Planarien krümmen sofort den Hinterleib nach oben und das wars dann.
Als Nebenversuch habe ich eine Planarie in reine Cola eingesetzt. Diese zeigte die gleiche Symptomatik. Cola hat einen pH-Wert deutlich unter 4. Weitere Tests habe ich mit Tetra Aqua-Safe und Vanya AquaProtect durchgeführt. Auch diese Aufbereiter wirken, der Aufbereiter von Vanya jedoch erst in sehr hoher Dosierung (ca. 95 %). Generell zeigte sich, dass Toxivec bei der geringsten Dosierung wirkte.
AquaProtect und AquaSafe habe ich schließlich auch getestet.

Unmittelbar nach der Behandlung wird ein Sekret abgesondert.
Unter dem Mikroskop ist auch zu erkennen, dass die Planarie beim Einsatz des Wasseraufbereiters sofort Sekret nach außen absondert. Mit weiteren Versuchen wollte ich die minimale Dosis für die letale Wirkung herausfinden. 30 % Toxivec sind auf jeden Fall ausreichend. Da aber zumindest auch Blasenschnecken diese Behandlung nicht überleben, kommt es bei mir nicht infrage. Auch 30 % ist noch ziemlich viel. Für ein 30-Liter-Becken wären das immerhin 9 Liter Toxivec.
Die Dosierungsanleitung für Toxivec liegt bei 0,025 %. Die fünffache Überdosierung sind also 0,125 %. Eine Lösung unter 10 % scheint nicht ausreichend zu sein, um die Planarien zu töten. In meinen beiden Testbehältern habe ich 20 ml Wasser mit je 0,1 und 0,2 ml Toxivec vermischt. Die beiden eingesetzten Planarien pro Behälter bewegten sich dann zwar zunächst nicht mehr, aber lebten definitiv 60 Minuten später noch.
Planarien sind eindeutig anhand der Kopfform und der Augen zu erkennen.

Nach der Zugabe verkrampft die Planarie. Meist wird das Ende hochgebogen.

Zwölf Stunden nach dem Einsetzen zeigte keine der Planarien Auflösungserscheinungen wie bei den höheren Konzentrationen. Die Bewegungen setzten wieder ein und nach 24 Stunden zeigten sich keine Auffälligkeiten gegenüber den Kontrollplanarien im Aquarienwasserbehälter. Weitere Tests mit bis zu 10 % verliefen ähnlich. Noch höhere Dosierungen erschienen mir nicht sinnvoll.


Nicht praktikabel

Mein Fazit für Toxivec: Nach den bisherigen Tests ist ein Einsatz in besetzten Aquarien für mich nicht praktikabel. Zum einen sind bei der massiven Überdosierung auch Gefährdungen der anderen Bewohner nicht unwahrscheinlich, zum anderen ist die Menge an benötigtem Wasseraufbereiter so hoch, dass die Effektivität als Schädlingsbekämpfungsmittel nur unzureichend genannt werden kann. Das sollten diese Produkte aber auch ursprünglich gar nicht bewirken.
Rund 2,5 Stunden nach der Zugabe bei 40facher Vergrößerung unter dem Mikroskop: Die Auflösung ist bereits zu erkennen.
In den Versuchsbehältern sitzen je eine Planarie und eine Blasenschnecke.

Daher bleibt für mich im Moment nur meine alte Methode.
Schritt 1: Planarienfalle über mehrere Tage, bis die Menge der gefangenen Würmer deutlich abgenommen hat. Das reduziert die Belastung des Aquariums durch die abgetöteten Planarien.
Schritt 2: Während des Einsatzes der Falle werden alle Garnelen und Schnecken aus dem belasteten Aquarium in ein Quarantänebecken ohne Bodengrund umgesiedelt.
Schritt 3: Anschließend das befallene Aquarium im pH-Wert unter 4 absenken und möglichst über 24 Stunden stabil halten. Dann das Wasser im Aquarium nahezu komplett austauschen gegen das normal verwendete Wasser.
Schritt 4: Schritt 3 nach 12 bis 14 Tagen wiederholen.
Schritt 5: Nach weiteren sieben Tagen Planarienfalle wieder auslegen und ca. zwei Wochen täglich kontrollieren. Ist in diesem Zeitraum keine Planarie mehr in die Falle gegangen, gehe ich davon aus, dass die Behandlung erfolgreich war.

 Planarienkopf bei vierfacher Vergrößerung in Auflicht (links) und Durchlicht.
Parallel muss das Quarantänebecken gut beobachtet werden. Tauchen dort auch Planarien auf, fange ich alle Tiere raus und sauge das Wasser komplett ab. Dann wird das ganze Becken einmal gründlich mit einem Lappen und Wasser ohne Reinigungsmittel ausgewaschen, anschließend neu befüllt und die Tiere wieder eingesetzt. Diese Methode ist mit einem gewissen Aufwand verbunden, aber führt in der Regel ohne größere Verluste zum Ziel. Empfindliche Pflanzen können bei dieser Methode unter Umständen Schaden nehmen.