Welche Fische vertragen sich mit Zwerggarnelen?

Welche Fische vertragen sich mit Zwerggarnelen?

Text: ULLI BAUER
Fotos: CHRIS LUKHAUP


Abwechslung im Gesellschaftsaquarium, clever und gut durchdacht

So toll bunte Zwerggarnelen auch sind, viele möchten doch gerne ein Aquarium, in dem mehr Action herrscht. Dafür bieten sich Aquarienfische an, aber deshalb sollte man trotzdem nicht wahllos drauflos mixen. Bei der Haltung von Fischen und Zwerggarnelen ist zu bedenken: Ein Fisch, der nicht nur von pflanzlicher Kost lebt, kann sich theoretisch an Garnelen oder zumindest ihrem Nachwuchs vergreifen.
Was ins Maul passt, wird in der Regel auch gefressen. Je kleiner die Begleitfische im Garnelenaquarium sind, desto besser stehen die Überlebenschancen der Zwerggarnelen. Raubfische und größere aktive Jäger wie verschiedene Grundeln, Messerfische, Arowanas und Buntbarsche sollten nicht zu Zwerggarnelen ins Aquarium kommen. Auch kleinere Räuber vergreifen sich an den Krabblern und können sie dabei schwer verletzen.

Die bunten Neocaridina-Garnelen sind recht robust und gut für die Vergesellschaftung geeignet.

In einem Aquarium mit Guppys sollten die Garnelen viele dichte Pflanzen und andere Versteckplätze vorfinden.


Mischen und Farben

Die willkürlich bunte Mischung von Neocaridina, die man hier im Foto sieht, wird sich in den Folgegenerationen mehr und mehr der Wildfarbe annähern. Wer durchgängig farbige Garnelen halten möchte, sollte sich auf einen einzigen Farbschlag beschränken oder innerhalb einer Farbfamilie blieben. Derer gibt es drei: die rote Linie (mit Red Fire/Cherry/Sakura, Blue Jelly, Orange Sakura, Green Jade und den jeweiligen Rili-Ausprägungen), die schwarze Linie (mit Black Sakura, Blue Dream, Schoko, Bloody Mary und den Rili-Varianten) und die gelbe Linie (mit Yellow Fire und Yellow Rili). Eine Vermischung innerhalb dieser Linien führt nicht zu wildfarbenen Tieren, kann jedoch in schlechterer Farbqualität resultieren.

Verhalten der Garnelen in Fischgesellschaft

Sind Fische im Aquarium, wird sich eine Zwerggarnele zunächst einmal verstecken. Polster aus Moosen oder fein strukturierten Pflanzen sind als Unterschlupf beliebt, besonders für den Garnelennachwuchs. Wenn sie bemerken, dass die Fische ihnen nichts tun, kommen die Garnelen wieder zum Vorschein. Junggarnelen verstecken sich in der Regel so lange, bis sie eine Größe haben, in der sie nicht mehr gefressen werden können.
Passende Wasserwerte sind natürlich auch wichtig. Die Ansprüche der Zwerggarnelen und der Fische an die Wasserwerte und die Aquarientemperatur sollten übereinstimmen. Die Aquarientiere danken dies mit einem langen und gesunden Leben, prachtvollen Farben und lebhaftem Verhalten.
Während Zwerggarnelen auch in Nanoaquarien gehalten werden, ist für die Haltung von Zierfischen in den Mindestanforderungen des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft in Deutschland eine Mindestgröße von 54 Litern festgeschrieben – ausgenommen Zuchtaquarien, Aquarien zur Zuchtvorbereitung, die vorübergehende Hälterung und besonders kleine Fische. In Österreich sind Aquarien unter 54 Litern für die Fischhaltung gar nicht erlaubt. Hinsichtlich der Aquariengröße orientiert man sich daher an den Bedürfnissen der Fische.


Siamesische Kampffische

Beginnen wir mit einer Ausnahme: Die großflossigen Hochzuchtformen von Betta splendens lassen sich einzeln in Aquarien ab 54 Liter Fassungsvermögen halten. Kampffische sind Charaktertiere. Es gibt Bettas, die Zwerggarnelen als willkommenen Snack ansehen und auch größere Tiere in mundgerechte Stücke zerlegen, und solche, die sie gänzlich in Ruhe lassen – und alle Abstufungen dazwischen.
Beim Kampffisch ist es Charaktersache, ob er Garnelen ignoriert oder jagt.


Salmler

Eingeschränkt empfehlenswert ist die Vergesellschaftung von Garnelen und Salmlern. Viele Salmlerarten sind recht räuberisch unterwegs und jagen aktiv auch kleine Krebstiere. Ein Aquarium für Garnelen und Salmler muss gut strukturiert werden und den Garnelen viele Verstecke bieten. Zur Vergesellschaftung eignen sich am besten robuste, sich schnell vermehrende Garnelen wie die Sulawesi-Inlandsgarnele oder diverse Neocaridina-Varianten wie Red Sakura, Blue Dream und Co. Je kleiner die Salmlerart, desto höhere Überlebenschancen haben die Garnelen.
Ein Salmler für eher weiches Wasser, der für Garnelen aufgrund seines kleinen Mäulchens eher nicht gefährlich ist.


Nicht für Gesellschaftsbecken geeignet

Nicht mit Fischen gehalten werden sollten Sulawesigarnelen aus dem Malili-Seensystem und aus dem Pososee (im Bild: Kardinalsgarnele). Sie sind extrem stressanfällig und haben sehr spezielle Ansprüche. Ebenfalls stressempfindlich sind Hochzuchtgarnelen und Hybriden der Bienengarnele. Pinto, Boa und Co. sollten – wenn überhaupt – nur mit winzigen Fischen zum Beispiel der Gattung Boraras gehalten werden.

Besonders kleine Arten wie die Blue Bee sind mit Fischen nicht gut zu vergesellschaften.


Lebendgebärende

Für ein Gesellschaftsaquarium mit Lebendgebärenden gilt: Je größer das Fischmaul, desto gefährlicher für die Zwerggarnelen. Selbst Guppys und Endler-Guppys sollten ebenso wie Platys nur zusammen mit bunten Neocaridina oder Sulawesi-Inlandsgarnelen gehalten werden, nicht mit den stressanfälligeren und sich schlechter vermehrenden Bienen-, Tiger- und anderen Weichwassergarnelen.


Kärpflinge und Reisfische

Kleinere Lebendgebärende und kleinere Eierlegende Zahnkarpfen kann man gut mit Garnelen halten, ebenso wie die mit ihnen nah verwandten, zu den Hornhechtartigen gehörenden Reisfische, zu denen auch die beliebten Medaka gehören. Zwerggarnelen in einem Aquarium mit größeren Kärpflingen und Hechtlingen sollten dann allerdings wieder einer robusten, sich gut vermehrenden Art angehören und viele Versteckplätze vorfinden.
Das Mäulchen der Reisfische ist so klein, dass sie auch Junggarnelen nicht gefährlich werden.


Zwergbärblinge sind eine exzellente Gesellschaft und passen auch zu etwas empfindlicheren Weichwassergarnelen.

Bienengarnelen aus weichem Wasser lassen sich prima mit Zwergbärblingen halten.


Bärblinge und Barben

Kleine Bärblinge (Boraras-Arten, Perlhuhnbärblinge und Co.) passen gut zu Garnelen aller Art. Die besonders kleinen Arten sind nahezu uneingeschränkt zur Vergesellschaftung zu empfehlen und passen sogar zu den eher etwas empfindlicheren Bienengarnelen. Robuste Amanogarnelen können sogar mit etwas ruppigen Barben im Aquarium gehalten werden.


Harnischwelse und Zwergpanzerwelse

Gute Garnelenkumpels für größere Aquarien sind Antennenwelse wie der L0815.

Sichelfleck-Zwergpanzerwelse sind tolle Kumpels für Zwerggarnelen aller Arten.

Mit Aufwuchsfressern wie Antennenwelsen oder Ohrgitterharnischwelsen lassen sich die meisten Zwerggarnelen problemlos halten. Dasselbe gilt auch für Panzerwelse, vor allem für die kleiner bleibenden Arten.


Amanogarnele in Gesellschaftsbecken

Eine Sonderrolle spielen Amanogarnelen: Caridina multidentata werden größer und sind ziemlich furchtlos. Kleine bis mittelgroße Aquarienfische machen ihnen keine Angst, im Gegenteil – Amanogarnelen wurden schon verschiedentlich dabei beobachtet, wie sie Fischen das Futter aus dem Maul klauten. Eine ausgewogene Kost mit tierischen Anteilen sollte ihren Jagdtrieb im Zaum halten. Für kleine Aquarien taugen Amanogarnelen nicht, sie brauchen mindestens 80 Zentimeter Kantenlänge, um ihr ganzes Verhaltensspektrum zu zeigen.