Zwergbuntbarsche für Anfänger

Zwergbuntbarsche für Anfänger

Pflegeleichte Apistogramma-Arten mit vielen Vorzügen

Text & Fotos: WOLFGANG STAECK

Zwergcichliden aus der Gattung Apistogramma sind ohne jede Einschränkung als ideale Pfleglinge für das Aquarium zu empfehlen. Zu ihren Vorzügen gehören ihre meist lebhafte Färbung, ihr relativ geringer Raumbedarf, ihr interessantes Revier- und Brutpflegeverhalten, ihre Verträglichkeit gegenüber Pflanzen und anderen Fischen sowie ihre in vielen Fällen unproblematische Pflege und Zucht. Trotzdem kommt es insbesondere bei Wildfängen immer wieder zu unbefriedigenden Erfahrungen und Misserfolgen, weil aus der großen Mannigfaltigkeit der Arten die falschen für die Pflege ausgewählt werden.
Da diese kleinen Buntbarsche in Südamerika ein riesiges Verbreitungsgebiet in unterschiedlichen Klimazonen haben, kommen sie in ganz verschiedenen Gewässern mit erheblich divergierenden ökologischen Bedingungen vor. Häufig wird nicht ausreichend beachtet, dass die physikalischen und chemischen Eigenschaften des Wassers in den Habitaten wichtige Umweltbedingungen sind, von denen das Wohlbefinden der Fische abhängt, und dass deshalb die Parameter des Aquarienwassers über Erfolg oder Misserfolg bei ihrer Haltung und Zucht entscheiden können.

 

Weiß-, Schwarz- und Klarwasser

Ökologen unterscheiden nach Wasserfarbe und dem Grad der Trübung drei Gewässerformen, die durch jeweils unterschiedliche geologische und klimatische Bedingungen entstehen. Für die trüben, lehmgelben Weißwasserflüsse ist ein hoher Gehalt anorganischer Schwebstoffe charakteristisch. Die oft grünlich aussehenden Gewässer mit Klarwasser enthalten dagegen extrem wenige Sedimente. Schwarzwasserflüsse sind tief dunkelbraun, teefarben getönt und zeichnen sich durch pH-Werte im stark sauren Bereich und eine besondere Armut an gelösten Mineralien aus, sie haben also eine äußerst niedrige elektrische Leitfähigkeit und Härte.
Wildfänge aus Schwarzwasserbiotopen, beispielsweise Apistogramma elizabethae, A. paucisquamis und Arten aus der Verwandtschaft von A. nijsseni, sind heikle Pfleglinge, weil ihnen in Deutschland wegen der hier meist anderen Eigenschaften des Leitungswassers die optimalen Lebensbedingungen im Aquarium nur mit erheblichem Aufwand zu bieten sind. Ich empfehle sie daher nicht, wenn noch keine aquaristischen Erfahrungen bestehen.

Apistogramma caca­tuoides

Apistogramma caca­tuoides lebt in peruanischen Weiß­wasserbiotopen.

Apistogramma elizabethae

Apistogramma elizabethae ist eine an Schwarzwasser angepasste Art.

Im Weißwasser sind die Lebensbedingungen dagegen weniger extrem (Gesamt- und Karbonathärte häufig 1-12 °dH, pH-Werte zwischen 6,5 und 7,5, elektrische Leitfähigkeit 50-300 µS/cm). Da das Leitungswasser in Deutschland ähnlich ist, lassen sich hier viele Apistogramma-Arten aus Weißwasserbiotopen problemlos halten und vermehren, weshalb sie auch Anfängern zu empfehlen sind, die mit diesen Fischen noch keine Erfahrungen gesammelt haben. Zu den besonders unproblematischen Arten gehören die im Folgenden genannten vier Spezies, deren Männchen eine Gesamtlänge von sechs und deren Weibchen etwa vier Zentimeter erreichen.

 

Apistogramma-Arten aus Weißwasserhabitaten

Apistogramma cacatuoides (Hoedeman, 1951) ist in der Aquaristik lange bekannt und möglicherweise bereits vor 80 Jahren erstmals lebend nach Deutschland gelangt. Adulte Männchen haben eine zweizipfelige Schwanzflosse, zickzackförmige Unterkörperlinien und kräftig verlängerte erste Dorsalmembranen. Die große Verbreitung erstreckt sich über das Fluss-System des Rio Ucayali und den oberen Amazonas bis in die Umgebung der Stadt Letitia. Männchen unterscheiden sich in der Ausdehnung der Gelbfärbung auf Kopf und Vorderkörper.
Männchen von A. eunotus (Kullander, 1981) sind an dem arttypischen grünlichen Kiemendeckel, einem orangefarbenen Ansatz der Brustflossen und der gelblichen bis orangefarbenen, abgerundeten Schwanzflosse zu erkennen. Diese Art kommt ebenfalls in Peru, Kolumbien und Brasilien in den Einzugsgebieten des Rio Ucayali und des oberen Amazonas vor.
A. linkei (Koslowski, 1985) lebt in Bolivien in den Einzugsgebieten des Rio Mamoré und des Rio Guaporé und wurde 1983 erstmals importiert. Kennzeichen der Männchen sind ein gelber Kopf und Vorderkörper, rote Zeichnungen im Kopfbereich, eine nicht oder nur am hinteren Rand gemusterte Schwanzflosse sowie ein großer Schwanzfleck.
A. inconspicua (Kullander, 1983) ist seit 1983 in der Aquaristik verbreitet und kommt aus den Fluss-Systemen des oberen Guaporé in Bolivien und dem Rio Paraguai im Süden Brasiliens. Kennzeichen sind nur 15 Hartstrahlen in der Dorsale. Männchen haben einen großen Schwanzfleck, eine abgerundete Caudale, Unterkörperstreifen und rote oder gelbe Zeichnungen im Kopfbereich.

 

Versteckmöglichkeiten und Sichtschutz

Kennzeichnend für die Mikrohabitate von Apistogramma-Arten ist, dass sie reich an Versteckmöglichkeiten sind, die den Fischen ausreichend Schutz gewähren und ihnen ein unauffälliges und heimliches Leben ermöglichen. In Urwaldgewässern bietet eine Schicht ins Wasser gefallener Blätter die notwendige Deckung. Hinzu kommen Wurzeln, abgestorbene Äste und Zweige.
In baumlosen, offenen Landschaften finden die Fische in der überfluteten oder ins Wasser hängenden Landvegetation zwischen Gras und emersen Uferpflanzen Schutz. Hinzu kommen insbesondere im Klarwasser Bestände von Wasserpflanzen.
Ein Aquarium für diese Zwergbuntbarsche muss dementsprechend zahlreiche Versteckplätze und Zufluchtsstätten enthalten. Unbedingt sollte für eine zumindest stellenweise dichte Bepflanzung des Behälters gesorgt werden, da sie den Fischen Sichtschutz bietet und die Abgrenzung von Revieren erleichtert.

Mikrohabitat

Die Mikrohabitate von Apistogramma-Arten sind reich an Versteck­möglichkeiten und bieten den Fischen viel Deckung.

 

Haltung und Fortpflanzung

Aufgrund der geringen Körpergröße der Zwergbuntbarsche liegt die Annahme nahe, dass für ihre Pflege recht kleine Aquarien ausreichen, was aber nur bedingt richtig ist. Zwar kann man sie in Aquarien mit einer Bodenfläche von 60 x 30 cm und einem Inhalt von etwa 50 Litern paarweise halten, wenn man jedoch ihr kompliziertes Sozialverhalten in allen seinen hochinteressanten Einzelheiten beobachten möchte, benötigt man einen geräumigeren Behälter mit einer Seitenlänge von einem Meter und mehr. In derartigen Aquarien ist auch eine Pflege zusammen mit kleinen Salmlern und Welsen möglich.
Voraussetzungen für eine optimale, artgemäße Haltung bilden ein Bodengrund aus feinem Sand, eine stellenweise dichte Bepflanzung sowie mehrere Bruthöhlen, denn auch die Zucht ist in mittelhartem, leicht alkalischem Wasser möglich. Die Männchen neigen zur Haremsbildung und dulden mehrere Weibchen, mit denen sie abwechselnd laichen.
Die Brutpflege erfolgt in einer sogenannten Mann-Mutter-Familie, in der das Weibchen die Eier, Larven und Jungfische versorgt und das Männchen sich nur darauf beschränkt, die Grenzen des Brutreviers zu sichern. Die Jungfische fressen von Anfang an die Nauplien des Salinenkrebses.

Apistogramma Weibchen

Weibchen von Apistogramma inconspicua bei der Betreuung der Jungfische.

 

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