Als Aquarianer surfen lernten - Rückblick auf die Geschichte der Aquaristik im Internet aus aquaristik 04/2025

Als Aquarianer surfen lernten - Rückblick auf die Geschichte der Aquaristik im Internet aus aquaristik 04/2025

Weltweites Netz – weltweite Aquaristik?! Über Kommunikation ohne Grenzen


Ob das globale Kommunikationsnetz, das mit dem World Wide Web Mitte der 1990er-Jahre allgemein zugänglich wurde, auch zu Kommunikation rund um den Globus führen würde, war eine wahnsinnig spannende Frage. Gerade aus Sicht der Aquaristik, die ja viel Anlass zur internationalen Vernetzung bietet.

Ein Kommunikationsdienst wie ICQ illustriert das Problem der vermeintlich grenzenlosen Vernetzung sehr gut: Denn dieser im frühen Web sehr beliebte Service zeigt, dass sich im globalen Web oftmals regionale Nutzungskulturen beobachten lassen. Diese sind beispielsweise geografisch oder sprachlich begrenzt – obwohl die Datenströme des Webs ja weder an Landesgrenzen noch an sprachlichen Begrenzungen haltmachen. Im frühen Web war Englisch oft die Lingua franca, mittlerweile hat KI die Übersetzung übernommen.

ICQ als Vorgänger von WhatsApp und Co. war zu Beginn der 2000er-Jahre mit 100 Millionen Nutzern Marktführer. In den westlichen Ländern wurde dann aber die Konkurrenz dem einstigen Primus ICQ gefährlich. ICQ verschwand mehr und mehr aus der öffentlichen Wahrnehmung. Nachdem ICQ 2010 an ein russisches Investmentunternehmen verkauft worden war, blieb der Service in Russland noch über Jahre relativ präsent und prägend für die russische Webkultur. 2024 war dann aber für ICQ endgültig Schluss.

Die Homepage der Axolotl-Mailingliste 2002.

Was lernen wir aus der Geschichte von ICQ? In Russland konnte sich der Service noch anderthalb Jahrzehnte am Markt halten, als wir ihn im restlichen Web schon nur noch als nostalgische Erinnerung kannten – Stichwort regionale Nutzungskultur! Messengerdienste zeigen auch, dass Kommunikation im Web oft lediglich die Kommunikation zwischen zwei Personen ist, früher via ICQ, heute via WhatsApp und anderer Messenger.

Mich interessieren Eure Erfahrungen, war ICQ für Euer Aquaristik-Hobby ein wichtiges Medium?

Ganz anders als die Messenger funktionieren Mailinglisten. Ich habe über deren Bedeutung für die Aquaristik bereits in Heft 4/2024 geschrieben. Als Beispiel habe ich Euch meine eigene Mailingliste aus dem frühen Web mitgebracht, die sich dem Axolotl (Ambystoma mexicanum) widmete. Im Unterschied zu ICQ funktionierte diese Mailingliste nicht nach dem Prinzip eins-zu-eins, sondern ermöglichte den Austausch vieler Menschen. 2002 (siehe den Screenshot) hatte sie 130 Mitglieder aus über 20 Ländern, darunter vielen europäischen Ländern, den USA, Kanada, Australien, Neuseeland, den Philippinen, Simbabwe und Togo. Sie funktionierte also (der englischen Sprache sei Dank) tatsächlich als globale Vernetzung interessierter Hobbyisten. Solche globalen Medien gab es also in der Aquaristik, das Thema Axolotl vereinte Menschen rund um den Erdball.