Ullis Szeneblick aus caridina 4/2023

Ullis Szeneblick aus caridina 4/2023

Unsere Kolumnistin Ulli Bauer erzählt aus dem ganz alltäglichen Wahnsinn einer Garnelenverrückten, die sich im Online-Universum bewegt.


Schnellschüsse

Liebe Leute, lasst doch bitte einfach mal die Schnellschüsse!
Transparente und irgendwie dunkel gemusterte Garnelen sind nicht zwingend Amanos, gestreifte Garnelen nicht unbedingt Tiger. Nicht jeder grüne Fussel im Aquarium ist eine Cladophora, und man könnte viel Panik vermeiden, wenn nicht direkt alles, was länger ist als breit, als Planarie „bestimmt“ würde. Nicht alle  ekrümmt flitzenden Kleinkrebse sind Bachflohkrebse der Gattung Gammarus, und kleine im Wasser wuselnde Tierchen sind auch gar nicht immer Wasserflöhe (beides eigentlich so gut wie nie im Aquarium). Außerdem gibt es auch einige ganz entscheidende Unterschiede zwischen einfachen weißen Scheibenwürmchen und räuberischen Egeln.
Ich weiß, Ihr wollt ja nur helfen – aber genau diese Raterei hilft doch gar nicht. Am Ende herrscht nur Verwirrung, wenn jeder mal halb schaut und dann eine mehr oder weniger nur gefühlte Diagnose hinklatscht. Oft stehen unter einem Bild fünf bis zehn falsche Bestimmungen, und wenn sich dann doch jemand auskennt, geht dessen Expertise im Gewirr der geratenen Möglichkeiten einfach unter.
Ehrlich, dieses Nicht-genau-hinschauen-und-irgendwie-raten macht mich völlig wuschig!
„Aber im Internet hat jemand gesagt …“ – das ist mittlerweile leider wirklich keine gute Referenz mehr. Nicht nur bei Garnelen, Kleinlebewesen oder Algen.

Nicht alle wusenden Tierchen sind Wasserflöhe. (Foto: Frank Teigler)

Die Garnele, das unbekannte Wesen

Manchmal hat man als Garnelenhalterin ja durchaus das Gefühl, dass die Tiere schon sehr empfindlich sind und mitunter gefühlt bereits den sprichwörtlichen Löffel abgeben, weil ihnen grade heute die Nase des Halters mal nicht gefällt …
und andererseits überleben sie dann wieder ALLES. Beispiele gefällig?

• Riesige Neocaridina-Weibchen, teils tragend, in einer seit Jahren stillgelegten Aquarienanlage, ohne Licht und ohne Fütterung, in der das Restwasser vor sich hin verdunstet?
Check.

• Eine Blue-Dream-Garnele, die als winziges Jungtier mit dem Aquarienwechselwasser in eine Orchideenvase verbracht wurde und mittlerweile zu einem stattlichen, sehr schön gefärbten Tier herangewachsen ist?
Check.

• Garnelen, die versehentlich in den Außenfilter gelangten und dort in stockfinsterer Nacht eine muntere, erstaunlich bunte Population gegründet haben, die sich fleißig vermehrt?
Check.

• Garnelen, die mit Pflanzen in eine 5-Liter-Fensterbankvase gerieten, nicht mitbekommen haben, dass das Gefäß für sie viel zu klein ist und die sich dort fröhlich reproduzieren?
Check.

Aber WEHE, man versucht, so etwas mit Absicht nachzumachen.

Ulli Bauer - Caridina

Eure Ulli Bauer

 

Ein Beitrag aus der 

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