Fisch des Jahres 2026

Fisch des Jahres 2026

Der Wels (Silurus glanis)

Der Deutsche Angelfischerverband e.V. (DAFV), das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und die Gesellschaft für Ichthyologie e.V. (GfI) kürten kürzlich den Wels (Silurus glanis) zum Fisch des Jahres 2026. Seit 1991 wird diese Auszeichnung vorgenommen, um auf die Relevanz einzelner Arten für Ökosysteme und ganze Lebensräume hinzuweisen. Der Wels ist der größte permanente Süßwasserfisch Deutschlands und erregt laut BfN jährlich großes Interesse in der Bevölkerung, oft jedoch nur als „gefährlicher Räuber“. Wenig beachtet sei seine wichtige Rolle als Aasfresser und Regulator von zu stark wachsenden Fischbeständen. Das größte bisher dokumentierte Exemplar des Europäischen Welses wurde im Oktober 2025 in Polen gefangen, maß 292 cm und wog 130 kg. Besonders bei Sportanglern ist der Wels aufgrund seiner Ausmaße beliebt, weswegen er auch in Ländern wie Spanien und Italien ausgesetzt wurde und sich mittlerweile dort etablieren konnte.

Der Wels, oder Waller ist die einzige bei uns ursprünglich heimische Welsart, und wirklich jeder kennt ihn. Nicht aus dem Aquarium, aber von Bildern, die stolze Angler mit massiven Exemplaren des Welses zeigen, die manchmal nur halb so groß wären, würden sie nicht aus besonderer Perspektive und mit Weitwinkelobjektiven fotografiert werden. Das jährliche Sommerloch wird gefüllt von Horrorgeschichten, in denen kapitale Monster in Seen den ahnungslosen Dackel der Nachbarin fressen. 

 

Seen und ruhige Fließgewässer sind der bevorzugte Lebensraum des Welses.

Tatsächlich ist der Wels der größte Süßwasserfisch Europas und erreicht dokumentierte Totallängen von bis zu 292 cm (Fang in Polen) bei einem Gewicht von bis zu 148 kg (Fang in Bulgarien). Es liegen zwar Berichte aus dem 18. Jahrhundert über Exemplare vor, die bis zu 5 m gemessen haben sollen, allerdings sind diese nicht mehr prüfbar und beruhen zumindest zum Teil gesichert auf Verwechslungen mit anderen Fischarten. Solche Individuen fressen große Mengen und machen in der Tat auch nicht vor Wassergeflügel, oder schwimmenden Säugetieren Halt. Dabei unterscheiden sie nicht zwischen einer Bisamratte und einem Dackel. Es kommt also vor, dass einmal kleine Hunde und Enten gefressen werden. An der Seine in Paris, gibt es eine Population des Welses, die sich auf den Fang von Straßentauben spezialisiert hat. Die Welse warten zu Dutzenden aneinandergereiht im seichten Wasser, und wenn Tauben zum Trinken oder Baden an die Wasserlinie kommen, schnappen sie zu. Sie katapultieren sich aus dem Wasser, versuchen einen Teil der Taube zu fassen, ziehen sie unter Wasser und verschlucken sie. (Dieses Jagdverhalten ist vielfach dokumentiert und auf verschiedenen Onlineplattformen abrufbar.) Menschen wird ein Wels aber nicht gefährlich, sie sind ihm schlicht zu groß und zu wehrhaft. Knochenfunde in ausgenommenen Exemplaren gehen zurück auf Wasserleichen.

Trotz des ursprünglich schon riesigen Verbreitungsgebiets, dass von Ostfrankreich über Zentraleuropa, bis in den Norden der Türkei und das westliche Kasachstan reicht, sowie auch Teile Afghanistans und Usbekistans umfasst, wird der Wels zoologisch als eine einzige Art betrachtet. Das ist etwas Besonderes, da man in solchen Fällen sonst oft von Unterarten spricht. Zu dieser Ausbreitung konnte es unter anderem kommen, weil auch Brackwasserhabitate bewohnt und zur Ausbreitung genutzt werden. Verschiedene Flussdelta und in Folge deren gesamte Verläufe konnten so, immer in Küstennähe bleibend, erfolgreich besiedelt werden. Durch den Menschen etablierte Populationen in unter anderem Spanien und Südfrankreich vergrößerten das Vorkommensgebiet noch einmal und durch fehlende natürliche Feinde kann sich der Wels vor Ort meistens schnell durchsetzen.

Foto des Welses: Oliver Drescher

Text: Daniel Konn-Vetterlein