Titelbild: Oliver Mengedoht
Leben Vögel und Säugetiere auf Inseln, ist ihr Stoffwechsel oft deutlich langsamer als der ihrer Verwandten auf dem Festland. Sie bekommen auch später Nachwuchs. Durch diese langsame Lebensweise können sie sich nur schwer an schnelle Veränderungen anpassen, wie sie vom Menschen verursacht werden. Zu diesem Schluss kommt ein internationales Team der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU), der chinesischen Akademie der Wissenschaft und der Sichuan Agricultural University in einer neuen Studie. Für die Arbeit wertete das Team Daten von rund 2.800 Tierarten auf Inseln und dem Festland aus.
Inseln sind aufgrund ihrer räumlichen Lage besondere Lebensräume: „Auf Inseln finden Tiere ein begrenztes Nahrungsangebot, jedoch auch weniger Konkurrenz und nur wenige Fressfeinde“, erklärt der Paläontologe Dr. Roberto Rozzi von der MLU. „Inselbewohner passen sich an diese Bedingungen an, um ihre Überlebens- und Fortpflanzungschancen zu maximieren. Das führt zu einzigartigen evolutionären Veränderungen.“ So fänden sich auf Inseln etwa Kreaturen, die im Vergleich zu ihren Festlandartgenossen deutlich größer oder kleiner sind, bekannt als Insel-Zwergwuchs oder -Gigantismus (Bild: Aldabra-Riesenschildkröte).
Demnach haben Vögel und Säugetiere auf Inseln tendenziell einen langsameren Stoffwechsel und bekommen später Nachwuchs. „Auf unbewohnten Inseln ist das alles von Vorteil: Besiedelt der Mensch diesen Lebensraum, sind diese Arten jedoch besonders verwundbar.“ Zwergwuchs und Gigantismus machten Inselbewohner zu besonders leichten Zielen für die Jagd und eingeschleppte Raubtiere. Ihre langsamere Lebensweise erschwere es ihnen zudem, sich schnell von den Veränderungen durch den Menschen und andere Arten zu erholen. Die Studienergebnisse liefern wichtige Hinweise für einen effektiven Artenschutz auf Inseln.
Literatur: YING XIONG et al.: Convergent evoluti on toward a slow pace of life predisposes insular endotherms to anthropogenic extinctions. Science Advances (2024). doi: 10.1126/sciadv.adm8240
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