Titelbild: Daniel Konn-Vetterlein
Ein Forscherteam des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel hat nachgewiesen, dass das Genom des Dorsches (Gadus morhua) durch den Fischfang zu Speisezwecken verändert wurde. Dazu wurden Otolithen (Ohrsteinchen) von Dorschen untersucht, die zwischen 1996 und 2019 in der Ostsee gefangen wurden. Anhand dieser weißen, ovalen Steinchen kann das Alter des Fisches ungefähr bemessen werden. Otolithen überdauern als Trockenpräparat lange Zeiträume und stellen ein ideales Archiv dar. Des Weiteren wurden Gene identifiziert, die mit dem Wachstum in direktem Zusammenhang stehen, wodurch erstmals gezeigt werden konnte, dass sich das Genom des Ostseedorsches nachweislich verändert hat. Je größer die Dorsche in der Vergangenheit waren, desto größer auch der Fangdruck auf sie. Langsam wachsende Dorsche waren eher in der Lage sich zu vermehren, weil sie zu klein zur Entnahme waren. So konnten sie ihr Erbgut weitergeben, während das der schnell wachsenden Individuen wortwörtlich weggefangen wurde. Aktuell ist der Fang von Dorsch untersagt, denn auch die steigende Wassertemperatur in der Ostsee macht der Art zu schaffen, und die Reproduktionsrate sinkt stetig.
Literatur: Han, K. Y. et al. (2025): Genomic Evidence for Fisheries-Induced Evolution in Eastern Baltic cod. Science Advances. DOI: 10.1126/sciadv.adr9889